Panorama

Hölzerne Stützpfeiler verrotten Historischem Leuchtturm droht Untergang im Hudson

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Das typische Licht des  Hudson-Athens-Leuchttums droht zu verlöschen.

Das typische Licht des Hudson-Athens-Leuchttums droht zu verlöschen.

(Foto: AP)

Vor 150 Jahren wird 160 Kilometer nördlich von New York, mitten im Hudson, ein Leuchtturm gebaut. Doch nun droht der Hudson-Athens-Leuchtturm einzustürzen. Ein ehrgeiziger Rettungsplan soll ihn retten.

Ein 150 Jahre alter Leuchtturm mitten im Hudson River verfällt - und könnte Stück für Stück ins Wasser bröckeln, wenn nicht bald etwas geschieht. So groß ist die Gefahr für dieses Bauwerk rund 160 Kilometer nördlich von New York City, dass Unterstützer in aller Eile versuchen, das nötige Geld für die Umsetzung eines ehrgeizigen Rettungsplanes zu sammeln.

Freiwillige wie Tony Mafeo versuchen den Leuchtturm zu erhalten.

Freiwillige wie Tony Mafeo versuchen den Leuchtturm zu erhalten.

(Foto: AP)

Der Zustand der hölzernen Stützpfeiler unter dem Hudson-Athens-Leuchttum - gebaut in einer Zeit, als hier noch Dampfboote verkehrten - verschlechtert sich immer mehr. Am Ziegelsteingebäude und dem Granitfundament sind Risse zu sehen. Der Leuchtturm hat begonnen, sich zu verschieben. "Alle vier Ecken werden anfangen, einzustürzen, und dann wird man einen Berg von Gestein in der Mitte haben", warnt Van Calhoun von der Hudson-Athens Light House Preservation Society, die für den Erhalt des Leuchtturms wirbt. Am Ende werde das Bauwerk in den Fluss fallen.

Das Ziel der Rettungsgesellschaft ist es, die bis zu zehn Millionen Dollar (etwa 9,2 Millionen Euro) zusammenzubekommen, die es kosten wird, einen Unter-Wasser-Stahlvorhang um den Bau herum anzubringen. Zwar gibt es auch andere Leuchttürme in den USA, die bedroht sind. Aber die US-Organisation National Trust for Historic Preservation, die sich dem Schutz geschichtlich wertvoller Bauten verschrieben hat, hält den Zustand des Hudson-Athens-Leuchttums für so alarmierend, dass sie ihn auf ihre diesjährige Liste der elf am stärksten gefährdeten historischen Gebäude gesetzt hat.

Immer weniger Leuchttürme

Ohnehin sind von den einst mehr als einem Dutzend Leuchttürmen des Hudson River nur noch sieben übrig. Insgesamt gab es in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts um die 1500 Leuchttürme. 800 davon stehen noch, wie Jeff Gales von der U.S. Lighthouse Society sagt, einer landesweiten Organisation zur Erhaltung von Leuchttürmen und ihrer Geschichte. Demnach sind viele dieser Bauwerke stetig in einen schlechteren Zustand verfallen, nachdem man sie automatisiert hatte, was bis zu den 1940er-Jahren bereits zunehmend üblich geworden war. "Leuchttürme wurden mit der Absicht gebaut, dass Menschen sich um sie kümmern", so Gales. "Aber wenn du sie dichtmachst und den menschlichen Faktor wegnimmst, ist das der Zeitpunkt, an dem sie verfallen."

Der Hudson-Athens-Leuchtturm wurde 1874 vor der Stadt Hudson in Betrieb genommen und später nach dem Dorf Athens auf der anderen Seite des Flusses benannt. Er sollte verhindern, dass sich Boote in nahe gelegenem Schlammwatt festfuhren, das bei Tidehochwasser verborgen war. "Es gab Schiffswracks, weil sie die Sandbanken nicht sehen konnten. Und das ist der Grund dafür, dass der Leuchtturm mitten im Fluss errichtet wurde, anders als die meisten anderen, die an der Uferlinie sind", erklärt Kristin Gamble, Vorsitzende der Hudson-Athens Lighthouse Preservation Society.

Der Leuchtturm ist weiter in Betrieb, wenn auch mit einem automatischen LED-Leuchtfeuer. Die Preservation Society ist Eigentümer des Gebäudes und betreibt es als Museum. Der letzte Vollzeit-Wärter, Emil Brunner, trat 1949 in den Ruhestand, als der Leuchtturm automatisiert wurde. Während des Großteils seiner Tätigkeit lebte er dort mit seiner Familie. Eine seiner Töchter erzählte davon, wie sie zur Schule ruderte und im Winter über das Eis ging, auf einem sicheren Pfad, der durch Flecken von Saft des Kautabaks ihres Vaters auf der gefrorenen Oberfläche markiert war.

"Turbulenzen wie in einer Waschmaschine"

Der Leuchtturm war jahrzehntelang bewohnt.

Der Leuchtturm war jahrzehntelang bewohnt.

(Foto: AP)

Besucher und Besucherinnen können das einstige Wohnquartier des Wärters erkunden und die schmale Wendeltreppe in den Turm hinaufgehen, um den einzigartigen Panorama-Ausblick auf den Hudson und die Catskill Mountains im Westen zu genießen. Diesen Sommer sind Ausbesserungsarbeiten am Dach im Gange, aber solche Reparaturen werden am Ende wenig bedeuten, wenn nichts getan wird gegen das Problem der Schäden an einigen der 200 Stützpfeiler, die den Leuchtturm über Wasser halten. Die Struktur hat 150 Jahre lang Strömungen und Eis standgehalten, aber große kommerzielle Schiffe der modernen Ära - mit ihren großen Schiffsschrauben - haben neue Probleme gebracht.

"Sie schaffen eine Turbulenz wie in einer Waschmaschine", sagt Calhoun. Der Boden werde aufgewirbelt und weggewaschen - was bedeutet, dass der Schlamm um die Stützpfeiler verschwindet und sie dem Wasser ausgesetzt werden. Dadurch verrottet das Holz schneller. Ingenieure schätzten, dass das Gefüge in drei bis fünf Jahren damit beginnen könnte, sich zu neigen, was, so Gamble, "der Anfang vom Ende" wäre. Der angestrebte Ring aus Wellstahl würde die Stützpfeiler vor der Turbulenz schützen. Die Organisation ist zuversichtlich, dass das Projekt mit Geldern aus der Washingtoner Haushaltskasse unterstützt wird. Aber die Zeit drängt.

Quelle: ntv.de, Michael Hill, AP

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