Panorama

Rätselspaß im NetzHype-Game "Wordle" begeistert die Welt

12.02.2022, 11:04 Uhr
273306460
Was könnte das Wort heute sein? (Foto: picture alliance / NurPhoto)

Ein simples Browsergame stürmt das Internet und gewinnt ohne Werbung oder App Millionen von täglichen Spielern für sich. Doch was hat es mit dem Hype um "Wordle" auf sich?

Mit "Wordle" hat es ein Spiel zu Internet-Ruhm gebracht, das simpler kaum sein könnte. Es stammt von einem einzigen Entwickler, Josh Wardle. Der Software-Entwickler aus Brooklyn, der unter anderem für "Reddit" gearbeitet hat, hat es in seiner Freizeit geschrieben, für seine Partnerin.

In einem Interview mit der "New York Times" erklärt er sich den Hype um seine Schöpfung so: "Ich glaube, die Menschen wissen es zu schätzen, dass es online etwas gibt, was einfach nur Spaß macht." Wie groß Wardles eigener Spieltrieb ist, zeigt schon der Name: Wordle ist eine Abwandlung von Wardles Nachnamen.

Das Spielprinzip ist denkbar einfach. Sechs Versuche stehen zur Verfügung, ein englischsprachiges Wort mit fünf Buchstaben zu erraten. Spielerinnen und Spieler sehen dazu zunächst fünf leere Kästchen, in die sie Buchstaben eintragen. Nach jedem Versuch teilt "Wordle" Spielern mit, ob die gewählten Buchstaben enthalten sind oder nicht - oder, ob sie gar an der richtigen Stelle gesetzt sind. Kommt ein Buchstabe vor, unterlegt das Programm ihn gelb, steht er an der richtigen Stelle mit grüner Farbe. Jeden Tag gibt es nur ein Wort, eine tickende Uhr verrät, wann das nächste Tagesrätsel online geht.

Alltäglicher Spaß

Nach einer absolvierten Runde können User ihr Ergebnis unkompliziert als Punkte-Matrix kopieren und in sozialen Medien posten. Die Raster aus grünen, gelben und schwarzen Kästchen erlauben es, die Erfolge zu teilen, ohne andere Spielerinnen oder Spieler zu spoilern. Dadurch entsteht ein dynamischer Austausch, die Postings haben dementsprechend in den letzten Wochen massiv zugenommen.

Und das durch reine Mund-zu-Mund- beziehungsweise Bildschirm-zu-Bildschirm-Propaganda. Weder gibt es eine App von "Wordle", noch hat Wardle für sein Programm geworben. Dazu kommt, dass "Wordle" komplett werbe- und auch sonst barrierefrei ist, eine Registrierung etwa ist nicht notwendig. Von wenigen Dutzend Nutzern im November 2020 wuchs das Publikum im Januar auf mehr als drei Millionen User an.

Wie sehr Wordle inzwischen zum Alltag vieler Menschen gehört, zeigt ein Fall aus den USA. Dort wurde dank des Spiels eine 80-Jährige befreit, die ein Einbrecher rund 20 Stunden lang in seiner Gewalt gehalten hatte. Die Tochter der in einem Vorort von Chicago lebenden Denyse Holt wurde misstrauisch, als ihre Mutter ihr entgegen ihrer Gewohnheit nicht ihr tägliches "Wordle"-Ergebnis schickte. Die am anderen Ende des Landes an der Westküste lebende Tochter alarmierte schließlich die Polizei, die Holt befreien konnte.

"Wordle"-Klone in anderen Sprachen

Angesichts des schnellen Erfolgs von "Wordle" sind im Netz mehrere Klone des Spiels aufgetaucht. Einige von ihnen sind Täuschungs- und Betrugsversuche, doch es gibt auch sinnvolle Kopien. So stellt etwa der Anbieter "puzzlephil" auf einer österreichischen Domain eine deutschsprachige Variante von "Wordle" zur Verfügung.

Weil bei "Wordle" nur Worte zum Einsatz kommen dürfen, die es auch wirklich gibt, haben sich bereits verschiedene Strategien herausgebildet, um die Rätsel zu lösen. So ist der Begriff "ADIEU" sowohl in der deutsch- als auch der englischsprachigen Fassung ein beliebtes erstes Wort, weil es vier von fünf Vokalen abdeckt. Das englischsprachige Tech-Magazin "Wired" hat sich dem besten englischen Startwort gewidmet und kommt zum Urteil, dass "NOTES", "RESIN", "TARES" und "SENOR" besonders geeignet seien. Beachten muss man allerdings, dass Wordle auf amerikanischem Englisch basiert.

Inzwischen hat die "New York Times", deren tägliches Kreuzworträtsel und "Spelling Bee" den Rätselfans Wardle und seiner Partnerin in Pandemiezeiten nicht mehr ausreichte, Wordle für einen siebenstelligen Betrag gekauft. "Das Spiel hat geschafft, was nur wenige Spiele geschafft haben - es hat unsere kollektive Vorstellungskraft beflügelt und uns alle ein wenig näher zusammengebracht", erklärte der Geschäftsführer der Spiele-Tochterfirma der "New York Times", Jonathan Knight. Befürchtungen der Wordle-Fans weltweit, das Spiel könne nun kostenpflichtig werden, erteilte die Zeitung eine Absage. Wordle soll weiterhin kostenlos sein, auch sonst sollen keine Änderungen vorgenommen werden.

Quelle: ntv.de, sba mit spot

New York TimesGamesSoziale Netzwerke