Panorama

Riesige Feinstaubwolke in Asien Indien und Pakistan rufen Smogalarm aus

Grenzüberschreitendes Problem: In den letzten Tagen hat sich die Zahl der Behandlungen durch Atemprobleme vervielfacht.

Grenzüberschreitendes Problem: In den letzten Tagen hat sich die Zahl der Behandlungen durch Atemprobleme vervielfacht.

(Foto: imago/Pacific Press Agency)

Im Nordwesten des indischen Subkontinents erreicht die Luftverschmutzung dramatische Ausmaße. Aufgrund einer ungünstigen Wetterlage stauen sich Abgase und Feinstaub immer weiter an. Die Regierung in Neu-Delhi ergreift drastische Maßnahmen.

Millionen Menschen ächzen in Indien und Pakistan unter einer giftigen Dunstglocke: In den vergangenen Tagen hat sich die Luftqualität in der Region von Neu-Delhi bis ins pakistanische Lahore dramatisch verschlechtert, zuletzt ordneten die Behörden in der indischen Hauptstadt sogar die Schließung aller Schulen bis Sonntag an. Die Gesundheit der Kinder dürfe nicht gefährdet werden, erklärte Vize-Regierungschef Manish Sisodia.

Von der Schließung der Schulen in Neu Delhi sind rund fünf Millionen Kinder und Jugendliche betroffen. Die Folgen der Luftverschmutzung bedrohen allerdings nicht nur Minderjährige: Auch Alte und Kranke leiden schwer unter der Schadstoffbelastung. Selbst im Straßenbild sind die Auswirkungen nicht mehr zu übersehen: In Neu-Delhi zum Beispiel trugen zahlreiche Fußgänger und Fahrradfahrer Atemmasken oder bedeckten Mund und Nase mit Taschentüchern und Schals.

Weit jenseits der Grenzwerte

Die indische Behörde für Umweltverschmutzung (EPA) warnte, dass sich die Luftqualität in den kommenden Tagen noch verschlechtern dürfte. Die Behörde ordnete die Schließung von Ziegelöfen sowie die Erhöhung von Parkgebühren an, damit die Menschen in den Großstädten auf öffentliche Transportmittel umsteigen. Die Feinstaubwerte in der Millionenstadt Neu-Delhi lagen zuletzt nach Angaben der örtlichen US-Botschaft weit über dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgegebenen Grenzwert. Demnach wurden mehr als 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, das ist 40 Mal mehr als der WHO-Grenzwert für die Zeitspanne von 24 Stunden.

Experten zufolge entsprcht das Einatmen verschmutzter Luft unter diesen Bedingungen in etwa dem Rauchen von zwei Päckchen Zigaretten pro Tag. Zuvor hatte bereits der indische Ärztebund wegen des dichten Smogs den Gesundheitsnotstand für die Hauptstadt ausgerufen. Der Smog mache Neu-Delhi "als menschliche Wohnstätte ungeeignet", befand der Arzt Arvind Kumar. Das toxische Niveau beeinträchtige Hirn, Herz, Lungen, "jeden Teil unseres Körpers, und verursacht irreparable Schäden", fügte der Vorsitzende des Zentrums für Brustchirurgie am Sri Ganga Ram-Krankenhaus in Delhi hinzu.

Fatale Folgen durch Umweltverschmutzung

Neu-Delhi wurde im Jahr 2014 von der WHO als die am stärksten verschmutzte Hauptstadt der Welt eingestuft. Seitdem versuchen die Behörden, die Feinstaubwerte durch vorübergehende Stilllegungen von Kraftwerken und Fahrverbote zu senken. Neu-Delhis Luftqualität ist mit dem einsetzenden Winter oft besonders schlecht, weil kalte Luft bei ungünstiger Wetterlage die Abgase in Bodennähe hält. Zudem verbrennen viele Bauern trotz eines Verbots die Stoppeln auf ihren abgeernteten Feldern, was die Luft ebenfalls stark belastet.

Nach einer im vergangenen Monat in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Studie starben in Indien allein im Jahr 2015 rund 2,5 Millionen Menschen an den Folgen von Umweltverschmutzung - in keinem anderen Land weltweit war es demnach schlimmer. Der Smog und die Belastung durch Feinstaub in Bodennähe betrifft unter dessen nicht nur die dicht besiedelten Regionen rund um die indische Hauptstadt Neu-Delhi. Die Dunst- und Abgas-Wolke erstreckt sich über die Grenze bis in die rund 500 Kilometer nordwestlich gelegene Regionalmetropole Lahore im Nachbarland Pakistan.

In Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, wurden Mitte der Woche Flüge gestrichen, während die Schule zumindest später begann, um den Kindern den schlimmsten Morgensmog zu ersparen. Krankenhäuser würden von Patienten mit Atembeschwerden, Augenproblemen und Asthma überrannt, hieß es. Im Mayo-Krankenhaus in Lahore warteten zahlreiche ältere Menschen mit Atemmasken und auf Tragen liegend auf ihre Behandlung. Ihre Zahl habe sich in den vergangenen Tagen vervierfacht, sagte der Arzt Irshad Hussain. In der pakistanischen Provinz Punjab, deren Hauptstadt Lahore ist, wurden rund 180 Fabriken geschlossen. Besserung sei jedoch erst in Sicht, heißt es, wenn sich die Witterungsbedingungen ändern.

Quelle: ntv.de, lri/AFP

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