Ende der Gewalt-Praxis Indonesiens Armee streicht Jungfrauentests
11.08.2021, 16:42 Uhr
Seit 2015 gibt es Jungfrauentests nicht mehr bei der indonesischen Polizei, nun zieht das Militär nach.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Lange gefordert und nun beschlossene Sache: Indonesiens Armee schafft die umstrittenen Jungfrauentests bei Rekrutinnen ab. Bislang mussten Anwärterinnen das Verfahren über sich ergehen lassen, um so ihre Eignung zu beweisen.
Die indonesische Armee will die umstrittene Praxis beenden, Soldatinnen vor deren Rekrutierung auf ihre Jungfräulichkeit zu überprüfen. "Diese Untersuchungen wird es jetzt nicht mehr geben", sagte der Stabschef der Armee, General Andika Perkasa, in einem auf Youtube veröffentlichten Video. Sie seien für eine Rekrutierung irrelevant. Ob auch die Marine und die Luftwaffe die Praxis abschaffen werden, war zunächst unklar.
Beim Militär des südostasiatischen Inselstaates wurde traditionell mittels eines sogenannten Zwei-Finger-Tests festgestellt, ob eine Anwärterin schon sexuell aktiv war. Nur Jungfrauen seien geeignet, um ihrem Land mit der Waffe zu dienen, lautete die Regel. Auch die Verlobten von Soldaten mussten sich bislang den Tests unterziehen. Es werde ab jetzt nur noch "äußerliche Untersuchungen" geben, betonte Perkasa, ohne die Aussage zu erläutern.
Der Stabschef hatte schon im Juli erstmals erklärt, dass für Frauen und Männer die gleichen Regeln gelten sollten. Das Thema führte in Indonesien zu heftigen Diskussionen. Menschenrechtler fordern schon länger eine Aufhebung der Praxis beim gesamten Militär.
Human Rights Watch (HRW) hatte die Jungfräulichkeitstests zuletzt als "geschlechtsspezifische Gewalt" und "missbräuchlich, unwissenschaftlich und diskriminierend" verurteilt. Die Verfahrensweise hätte schon vor 50 Jahren abgeschafft werden müssen, sagte Andreas Harsono von HRW Indonesia. "Die Luftwaffe und die Marine sollten nachziehen, wenn sie zivilisierte Organisationen sein wollen. " Die Polizei hatte die Rekrutierungstests immerhin schon 2015 eingestellt.
Quelle: ntv.de, law/dpa