Einschränkungen der Versorgung? Intensivmediziner: "Unser Hauptproblem sind Personalausfälle"
31.10.2022, 07:55 Uhr
"Wenn im Winter die Zahl der Patienten deutlich steigt, wird das System unter extrem starke Belastung geraten", sagt Karagiannidis.
(Foto: picture alliance/dpa)
In den Jahren vor Corona haben Mitarbeiter in Krankenhäusern laut Intensivmediziner Karagiannidis einmal im Jahr mit einem Virus flachgelegen. Aktuell würden mehrere schwere Infektionswellen durch das Personal laufen. Er warnt: Die Ausfälle sind nicht mehr kompensierbar.
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis hat angesichts zahlreicher Personalausfälle in den Kliniken vor Einschränkungen der regulären Krankenhausversorgung gewarnt. "Unser Hauptproblem im Gesundheitswesen sind aktuell die vielfältigen Personalausfälle und die damit verbundenen Bettensperrungen", sagte Karagiannidis, der Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung ist, der "Rheinischen Post".
Dies treffe auf ein chronisch krankes System, das keine Möglichkeit der Kompensation mehr habe. "Vor Corona lagen viele Mitarbeiter einmal im Jahr nach Karneval mit einem Virus im Bett, der Grippe. Aktuell laufen mehrere schwere Infektionswellen durch das Personal in kurzen zeitlichen Abständen, und wir befürchten, dass sich zu Corona auch noch die Grippe gesellen wird", sagte Karagiannidis.
Das führe zu erheblichen Einschränkungen und unter anderem dazu, dass man aktuell die niedrigste Zahl der mit Personal betreibbaren Intensivbetten habe, weil die Ausfälle nicht mehr kompensierbar seien. "Wenn im Winter die Zahl der Patienten deutlich steigt, wird das System unter extrem starke Belastung geraten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ohne Einschränkung der regulären Versorgung vonstattengeht", sagte Karagiannidis.
Derweil hat das Robert-Koch-Institut (RKI) die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Samstagmorgen zuletzt mit 436,4 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 464,1 gelegen (Vorwoche: 625,1; Vormonat: 409,9). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen.
Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Quelle: ntv.de, jki/dpa