Cold-Case "Baby Garnet" gelöst Joke-DNA-Test überführt Großmutter als Mörderin
13.12.2024, 11:56 Uhr Artikel anhören
Jenna Gerwatowski (links) sagt, dass der Fall in ihrer Stadt immer ein großes Rätsel war. Sie hatte keine Ahnung, dass es eine Verbindung zu ihrer Großmutter (rechts), geben könnte.
(Foto: Jenna Rose Gerwatowski/Mackinac County Sheriff's Office/CNN)
Zum Spaß macht eine 23-jährige US-Amerikanerin einen DNA-Test, mit folgenschweren Konsequenzen. Ihre DNA klärt einen Cold Case im US-Bundestaat Michigan auf, bei dem vor fast 30 Jahren ein Neugeborenes ums Leben kam.
1997 wurde ein Säugling tot in einer Toilettengrube auf einem Campingplatz am Ufer des Garnet Lake im US-Bundesstaat Michigan aufgefunden. Eine Autopsie ergab, dass es sich um ein totes Mädchen im Alter zwischen 36 und 42 Wochen handelte. Es soll an Erstickung gestorben sein. Damals können die Ermittler der Polizei weder die Identität des Säuglings herausfinden, noch Zeugen für die Tat ausmachen. Deshalb wird der "Baby Garnet"-Fall als ungelöster Cold Case zu den Akten gelegt.
Mehr als zwei Jahrzehnte später macht eine Jenna Gerwatowski aus der Region aus Spaß einen DNA-Test. Ihre Daten passen zu denen von "Baby Garnet". Die Ermittler rollen den Fall neu auf, wie CNN unter Berufung auf Gerichtsakten berichtet.
Ein Spaß-DNA-Test mit Folgen
Im Mai 2022 bekam die 23-Jährige während der Arbeit in einem Blumenladen in Newberry im US-Bundesstaat Michigan einen Anruf von einer unbekannten Nummer: Am anderen Ende meldete sich ein Beamter der Polizei des Bundesstaates Michigan. Dem CNN-Bericht zufolge sagte der Polizist ihr, dass ihre DNA mit "Baby Garnet", einem bekannten, ungelösten Mordfall in der Region, übereinstimmte und deshalb die Ermittlungen in dem Fall wieder aufgenommen würden.
Gerwatowski war schockiert und konnte sich den Zusammenhang nicht erklären. Monate zuvor hatte sie zu Weihnachten aus Spaß einen DNA-Test gemacht. Wie die Ergebnisse ihres DNA-Testes in die Hände der Polizei kamen, lässt der CNN-Bericht offen. Weiter teilte der Polizeibeamte mit, dass sie bald von einer Mitarbeiterin von Identifinders International, einer Firma für genetische Genealogie, kontaktiert werden würde, um bei der Identifizierung näherer Verwandter zu helfen.
Am Abend saß Jenna mit ihrer Mutter Kara Gerwatowski in der Küche, als der Anruf von Misty Gillis, damals leitende forensische Genealogin von Identifinders International, kam. Mutter und Tochter hielten die ganze Sache für einen Betrug, deshalb weigerte sich Jenna zu kooperieren und legte auf.
Wenige Tage später stand eine enge Verwandte der Gerwatowskis, die als Opferanwältin in der Staatsanwaltschaft des Landkreises arbeitet, vor der Tür. "Meine Mutter hatte Tränen in den Augen", sagte Jenna CNN. Die Verwandte hatte "den puren Schock im Gesicht." Sie versuchte Jenna und Kara die Ermittlungen um den "Baby Garnet"-Fall und ihre Verwicklung darin zu erklären. Schließlich kontaktierte Jenna die Genealogin Gillis.
Genauere Analysen von Jennas DNA ergaben, dass sie die Halbnichte von "Baby Garnet" ist. Auch Mutter Karas DNA wurde analysiert. Dabei kam heraus, dass sie die Halbschwester des toten Kindes ist.
Großmutter wird Tatverdächtige im "Baby Garnet"-Fall
In diesem Moment fügten sich für ihre Mutter Kara alle Puzzleteile zusammen, sagte Jenna Gerwatowski CNN. Kara verdächtigte ihre eigene Mutter. Die heute 42-jährige Kara hatte nach eigenen Angaben seit ihrem 18. Lebensjahr keinen Kontakt zu ihrer Mutter Nancy. Deshalb kannte auch Jenna ihre Großmutter bis dahin nicht.
Nachdem die Ermittler bestätigen konnten, dass Nancy Gerwatowski die Mutter von "Baby Garnet" ist, wurde sie im Juli 2022 festgenommen. Die Generalstaatsanwaltschaft von Michigan wirft Nancy vor, 'das Neugeborene allein in ihrem Haus in Newberry entbunden zu haben, wobei "Baby Garnet" erstickte. Der Tod des Mädchens hätte jedoch durch einen medizinischen Eingriff verhindert werden können, so der CNN-Bericht. Die heute 61-Jährige wurde wegen Mordes, fahrlässiger Tötung und Verschleierung des Todes einer Person angeklagt. Auf vorsätzlichen Mord steht eine lebenslange Freiheitsstrafe.
In einer Anhörung am Donnerstag plädierte Nancys Verteidigung dafür, die Anklage gegen sie in vollem Umfang fallen zu lassen, da der Staat nicht beweisen könne, dass das Baby lebend geboren wurde. Der Richter will entweder nächste Woche oder bis spätestens Ende des Jahres eine Entscheidung darüber treffen, ob die Anklage fallen gelassen wird oder nicht.
"Ich bin mit dem Wissen über den Fall aufgewachsen und musste dann herausfinden, dass meine Oma ihn begangen hat?", sagte Jenna CNN.
Quelle: ntv.de, rwe