"Nachfrage gut - Angebot knapp" Karpfen wird als Festessen rar und teurer
18.12.2022, 14:50 Uhr
Steigende Preise für Futtermittel und Energie werden sich vermutlich auch beim Speisekarpfen niederschlagen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Karpfen ist neben Gans ein beliebtes Festessen zu Weihnachten oder Silvester. Wer auch dieses Jahr auf den schmackhaften Fisch setzt, muss jedoch tiefer in die Tasche greifen. Das liegt nicht nur an steigenden Preisen für Futtermittel und Energie.
Wer an Weihnachten oder Silvester Karpfen als Festessen geplant hat, wird in diesem Jahr etwas mehr investieren müssen, als in den vergangenen Jahren - und womöglich länger suchen. "Die Nachfrage nach Karpfen ist gut. Aber das Angebot ist relativ knapp", sagt Martin Oberle, Leiter der Karpfenteichwirtschaft bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Höchstadt. Grund dafür sei, dass es im Frühjahr europaweit deutlich weniger Besatzfische gegeben habe.
Die Karpfensaison geht von September bis April. Für den bundesweiten Absatz ist aber der Dezember mit am wichtigsten, denn zu Weihnachten und rund um den Jahreswechsel wird in vielen Regionen traditionell Karpfen gegessen. Rund 4600 Tonnen haben Teichwirte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr gezüchtet und damit 3,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Führend sind dabei mit großem Abstand Bayern und Sachsen, wo 2021 jeweils etwa 1700 Tonnen Speisekarpfen erzeugt wurden.
"Dieses Jahr wird es noch mal ein Stück weniger", befürchtet Andreas Stummer vom sächsischen Landesfischereiverband. Gleichzeitig gebe es eine große Nachfrage aus Tschechien und vor allem Polen. Die Ursachen dafür seien unklar, könnten aber möglicherweise mit verschärften Naturschutzauflagen zusammenhängen, meint Stummer.
"Menge fehlt ganz gewaltig"
Bis Karpfen schlachtreif sind, müssen sie drei Jahre lang wachsen. Doch gerade bei den ein- bis zweijährigen Karpfen habe es große Verluste gegeben, weil Räuber wie Fischotter und Kormoran diese fressen, sagt Alfred Stier vom bayerischen Landesfischereiverband. "Diese Menge fehlt ganz gewaltig. Ich gehe davon aus, dass es nach Weihnachten keinen Karpfen mehr geben wird - und schon ein beschränktes Angebot zu Weihnachten."
Steigende Preise für Futtermittel und Energie werden sich nach Angaben von Stier auch beim Speisekarpfen niederschlagen. Er rechnet damit, dass ein ganzer Karpfen im Handel mindestens acht bis neun Euro kosten werde. Im vergangenen Jahr seien es noch sieben Euro gewesen. Deshalb und angesichts steigender Kosten in der Gastronomie werden auch Karpfengerichte in den Restaurants teurer werden, zum Beispiel der vor allem in Nordbayern beliebte halbe gebackene Karpfen. Dieser wird nach LfL-Schätzungen 1,50 Euro pro Portion mehr kosten.
Quelle: ntv.de, can/dpa