Panorama

20 Jahre für den "Einäugigen" Kopf von römischer Mafia Capitale verurteilt

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Carminatis Anwalt, Giosuè Naso, freute sich über das Urteil: "Die Mafia in Rom existiert nicht", sagte er.

(Foto: REUTERS)

Der Chef der Mafia Capitale und seine rechte Hand werden zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Verteidigung jubelt dennoch. Mehr als 40 weitere mutmaßliche Mafiosi werden freigesprochen.

In einem spektakulären Korruptionsprozess in Rom sind die berüchtigten Hauptangeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Im sogenannten Mafia-Capitale-Prozess bekam der frühere Rechtsterrorist Massimo Carminati - genannt der "Einäugige" - eine 20 Jahre lange Gefängnisstrafe. Das Gericht befand den 59-Jährigen für schuldig, durch Bestechung und Erpressung Millionen-Beträge für öffentliche Ausschreibungen kassiert zu haben. Insgesamt standen 46 Angeklagte vor den Richtern. Carminati wurde vorgeworfen, der Kopf einer kriminellen Bande gewesen zu sein, die die Politik und Geschäftswelt in Italiens Hauptstadt jahrelang unterwandert und korrumpiert hatte.

Carminatis rechte Hand, Salvatore Buzzi, erhielt 19 Jahre Gefängnis. Das Gericht folgte in seinem Urteil jedoch nicht der Auffassung der Staatsanwaltschaft, es handele sich bei dem Netzwerk um eine "mafiöse Vereinigung". Dies hätte das Strafmaß für Carminati und Buzzi nochmals erhöht. Außerdem konnten den Mitangeklagten keine Mafia-Delikte nachgewiesen werden - was eine zentrale Forderung der Staatsanwaltschaft war.

Anwalt: "Die Mafia in Rom existiert nicht"

Die Verteidigung jubelte. "Die Mafia in Rom existiert nicht", sagte Carminatis Anwalt Giosuè Naso. Der 59-jährige Carminati sitzt derzeit im Hochsicherheitsgefängnis im norditalienischen Parma und ließ sogleich wissen, dass er dort nun entlassen werden müsse. Der aufsehenerregende Prozess lief seit November 2015. Die Angeklagten stammten aus der Unterwelt, aus der Lokalpolitik und der Geschäftswelt.

Laut Anklage handelt es sich um ein Netz aus korrupten Politikern, Unternehmern und Schwerverbrechern, das jahrelang die Vergabe öffentlicher Aufträge in Rom unter sich ausmachte. Die "Mafia Capitale", die Ende 2014 aufflog, soll gegen Schmiergelder lukrative Aufträge für ihre Firmen an Land gezogen haben. Unter anderem Flüchtlingsunterkünfte und die Müllversorgung der Stadt gehörten zu ihrem Geschäftsfeld. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist sie mitverantwortlich dafür, dass Rom knapp vor dem Finanzkollaps stand und seine Straßen sowie die öffentliche Versorgung in so schlechtem Zustand sind.

Der Skandal wirft immer noch Schatten auf die Politik der Hauptstadt und verfolgt auch die jetzige Bürgermeisterin Virginia Raggi, die seit einem Jahr im Amt ist. "Es ist eine sehr tiefe Wunde im Gewebe der Stadt Rom", sagte die Politikern der Fünf-Sterne-Bewegung nach der Urteilsverkündung, bei der sie dabei war. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

Quelle: ntv.de, vni/dpa/AFP

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