Bei Rückkehr ist sie tot Kreuzfahrtschiff vergisst 80-Jährige auf australischer Insel
29.10.2025, 13:55 Uhr Artikel anhören
Lizard Island ist bekannt für seine Strände und das klare Wasser.
(Foto: picture alliance / Reinhard Dirscherl)
"Eine Tragödie im Paradies" fasst eine Zeugin das Unglück passend zusammen: kristallklares Wasser, atemberaubende Ausblicke und eine Tote. Auf einer australischen Insel wird eine Frau vergessen und nicht mehr lebend gefunden.
Die 80-jährige Frau war erst seit wenigen Tagen an Bord des Kreuzfahrtschiffs. In 60 Tagen rund um Australien, Kostenpunkt: rund 43.000 Euro. Erster Stopp am vergangenen Samstag: das Great Barrier Reef. Weiter sollte die Frau nicht kommen. Links und rechts Korallenriffe, Sandstrände. Das Schiff ankerte vor Lizard Island, der Eidechseninsel, im Osten Australiens. Die Reederei wirbt mit "kristallklarem Wasser, strahlend weißen Stränden und dem atemberaubenden Ausblick".
Auf diesen Ausblick hatte es eine Wandergruppe abgesehen, der sich die Dame anschloss. So zumindest berichten es australische wie britische Medien. Sie wollte auf den höchsten Gipfel der Insel, den sogenannten Cook's Look, benannt nach Captain James Cook. Der berühmte Seefahrer soll von hier aus seine Passage aus den tückischen Korallenriffen vor Lizard Island heraus geplant haben.
Auf halbem Weg aber brauchte die Frau eine Pause. Die dreistündige Wanderung auf den Gipfel und zurück wird als "anspruchsvoll" beschrieben. Die Frau blieb zurück. Und als das Kreuzfahrtschiff wieder ablegte, war sie nicht an Bord. Das allerdings fiel erst Stunden später auf, das Schiff kehrte um. Doch zu spät: Am Sonntag wurde die Frau tot aufgefunden. Einige Medien berichten, sie sei vermutlich von einer Klippe gestürzt.
Die Nachrichtenseite news.com.au zitiert den Chef der Reederei Coral Expeditions namens Mark Fifield: "Am Samstag meldete die Besatzung den Behörden, dass eine Frau vermisst werde, woraufhin eine Such- und Rettungsaktion zu Land und zu Wasser gestartet wurde. Im Anschluss an die Aktion wurde Coral Expeditions von der Polizei von Queensland darüber informiert, dass die Frau auf Lizard Island tot aufgefunden worden sei." Man bedaure zutiefst, was geschehen sei, und biete der Familie der Verstorbenen Unterstützung an.
"Man konnte die Verzweiflung in ihren Stimmen hören"
In der australischen TV-Sendung "Sunrise" sagte ein Kreuzfahrt-Experte, die ganze Geschichte sei auch für ihn schwer nachvollziehbar: "Dieses Schiff hatte eine maximale Kapazität von 120 Passagieren, daher kann ich kaum verstehen, warum keine Passagierzählung durchgeführt wurde." Die Reedereien träfen normalerweise Vorkehrungen, um solche Missgeschicke zu verhindern.
"Normalerweise scannt man beim Betreten eines Kreuzfahrtschiffes eine Karte, die als Schlüsselkarte dient und anzeigt, wann man das Schiff betritt und verlässt", so der Experte. Solche Passagierlisten gebe es seines Wissens nach bei allen Kreuzfahrtgesellschaften.
ABC News zitiert eine Seglerin, die in der Nacht auf Sonntag von einem Rettungshelikopter geweckt worden war, der nach der Vermissten suchte: Sie fühle mit der Crew des Schiffes, so die Frau. "Man konnte die Verzweiflung in ihren Stimmen [im Radio] hören". Es sei sehr traurig, "dass sich so eine Tragödie in diesem Paradies ereignet hat". Die Seglerin sagte weiter: "Es hätte eine glückliche Zeit für diese reizende Dame sein sollen."
Quelle: ntv.de, lwe