Panorama

Bankräuber vor GerichtLebenslüge trieb "Mumien-Räuber" an

18.08.2016, 08:33 Uhr
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Er wollte "niemanden erschrecken". Deswegen verbarg der "Mumien-Räuber" sein Gesicht unter Mullbinden. (Foto: dpa)

Lehrer soll er werden, das wünschen sich die Eltern eines 33-Jährigen. Doch diese Erwartungen kann der Millionärssohn nicht erfüllen. Immer mehr verstrickt er sich in sein Lügengerüst. Am Ende geht ihm das Geld aus und er überfällt eine Bank.

Als "Mumien-Räuber" wurde er bekannt, nun musste sich der 33-Jährige wegen räuberischer Erpressung vor dem Landgericht Dortmund verantworten. Dort erklärte er, dass er zwei Banküberfälle nur begangen habe, um seine Lebenslüge aufrechterhalten zu können.

Der Angeklagte stammt nach Informationen der "Bild"-Zeitung aus privilegiertem Hause. Der Millionärssohn erklärte dem Gericht, dass seine Eltern ihn dazu gedrängt hätten, Germanistik und Politik zu studieren. Doch diesen Vorstellungen kann er nicht entsprechen. Einen Abschluss schafft er nicht.

Doch seine Eltern ahnen davon nichts, sie unterstützen ihren Sohn. Sie zahlen Miete und Strom, außerdem gibt es 300 Euro Taschengeld. Das Geld reicht dem Studenten jedoch nicht. Er verdient sich in einem Callcenter etwas dazu. "Da hatte ich keine Zeit zu studieren", sagte der 33-Jährige laut "Bild".

Aber er versucht die Fassade aufrecht zu erhalten, verkündet Erfolge, die gar nicht da sind. Schließlich erzählt er, er habe seinen Abschluss geschafft. Doch damit fällt auch die finanzielle Unterstützung seiner Eltern weg. Der 33-Jährige wird obdachlos und wohnt monatelang in seinem Auto auf dem Uniparkplatz. Zum Duschen geht er in die Sporthalle, im Winter sitzt er bis Mitternacht in der Bibliothek, um sich aufzuwärmen. "Meine Eltern dachten, ich würde arbeiten. Aber ich war damit beschäftigt, Pfandflaschen zu sammeln, um Essen zu kaufen."

Arbeit als Lehrer - ohne Geld zu bekommen

Dann besorgt ihm seine Mutter eine Stelle als Vertretungslehrer an einem Gymnasium. Aber er hat keinen Abschluss, kann keine Papiere vorweisen. Die Schule kann ihm kein Geld überweisen. Also arbeitet er unentgeltlich.

2014 muss er sich etwas ausdenken, um an Geld zu kommen. Er sieht keinen anderen Ausweg mehr, als eine Bank in Dortmund zu überfallen. Mit einer Spielzeugpistole bewaffnet betritt er die Bank. Als Maskierung wählt er Mullbinden, die er um seinen Kopf wickelt. Medien taufen ihn deswegen den "Mumien-Räuber". Vor Gericht erklärt er seine Maskierung so: "Ich wollte niemanden erschrecken. Mit dem Verband hätte es auch eine Verletzung sein können." Der 33-Jährige erbeutet 8500 Euro. Er hätte auch mehr verlangen können. Aber: "Ich wollte nicht gierig sein." Ein Jahr später versucht er die gleiche Masche noch einmal in einer Volksbank in Unna. Doch der Überfall misslingt, er wird festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft fordert zwei Jahre und sieben Monate Haft. Die Anwältin des 33-Jährigen hofft indes auf eine Bewährungsstrafe: "Jetzt ist er auf dem richtigen Weg. Er hat eine Therapie begonnen und einen Aushilfsjob als Verpacker in einem Baumarkt." Das Urteil soll am 23. August fallen.

Quelle: ntv.de, kpi

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