Gleiche Ansage an zwei CrewsLotsen steuern beinahe Flugzeuge ineinander

Lange steuern zwei Ryanair-Maschinen im Herbst 2018 unentdeckt aufeinander zu. Zwei Minuten vor dem Crash werden die Fluglotsen alarmiert, geben aber an beide Maschinen die gleichen Anweisungen. Wie knapp die Passagiere einer Katastrophe entgingen, deckt nun eine Untersuchung auf.
Eine Untersuchung der spanischen Untersuchungsbehörde für Flugunfälle (CIAIAC) hat eine gravierende Fehlkommunikation aufgedeckt, die 2018 zu einer Fast-Kollision zweier Ryanair-Maschinen geführt hatte. Die CIAIAC macht Fehler von Fluglotsen und ein fehlerhaftes Warnsystem für den Beinaheunfall verantwortlich. Vor allem die Fluglotsen hätten die Piloten mit fehlerhaften Kommandos lange auf Kollisionskurs gehalten.
Am 2. Oktober 2018 starteten zwei Boeing 737 der irischen Fluggesellschaft fast zeitgleich von spanischen Flughäfen. Die erste flog mit 178 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord von Santiago de Compostela in südöstlicher Richtung nach Palma de Mallorca. Der zweite Pilot steuerte von Sevilla kommend Toulouse an. Diese zweite Maschine flog mit ihren 154 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern in nordöstlicher Richtung.
Obwohl sie sich im selben Sektor der Madrider Flugkontrolle bewegten, waren für die beiden Flugzeuge Fluglotsen aus unterschiedlichen Sektoren zuständig. Deshalb blieb lange Zeit unentdeckt, dass die beiden Maschinen auf derselben Flughöhe aufeinander zuflogen. Erst zwei Minuten vor dem Kreuzen ihrer Flugbahn wurde ein Fluglotse in Bordeaux auf die sich anbahnende Kollision aufmerksam. Er benachrichtigte einen der beiden zuständigen Fluglotsen, der daraufhin wiederum seinem spanischen Kollegen Bescheid gab. Beide hatten die Gefahr offensichtlich nicht erkannt. Eigentlich hätte ein Warnsystem die Fluglotsen viel früher warnen müssen - doch ein Softwarefehler legte das Programm lahm.
Aufgrund weiterer Probleme mit Softwareanwendungen und in der Kommunikation verschärfte sich die Situation jedoch weiter: Die beiden spanischen Fluglotsen gaben beiden Flugzeugen jeweils die Anweisung, ihre Flughöhe zu verringern. Laut des Berichts der spanischen Untersuchungsbehörde informierte daraufhin der zuletzt informierte Fluglotse seinen Kollegen, dass er sein Flugzeug nun absteigen lassen würde. Doch der konnte nur erwidern: "Meines ist bereits dabei abzusteigen!"
Dass die beiden Lotsen darauf wiederum jeweils mit ähnlichen Funksprüchen reagierten und beide Flugzeuge zum Aufsteigen anhielten, lässt die Untersuchungsbehörde zu folgendem Schluss kommen: "Beide Fluglotsen haben aus unterschiedlichen Gründen die gleichen Manöver für die beiden Flugzeuge angesagt, was die Situation verschärft hat."
Erst eine Minute vor einer möglichen Kollision konnten sich Piloten und Lotsen darauf verständigen, die jeweilige Flughöhe anzupassen. Die beiden Boeing-Jets mit insgesamt 344 Passagieren an Bord kreuzten schließlich über Nordspanien mit einem Höhenunterschied von 330 Metern und rund einem Kilometer horizontaler Entfernung zueinander. Nach den Vorschriften der EU-Flugsicherheit muss der Abstand zweier Flugzeuge mindestens rund 300 Meter in der Vertikalen und neun Kilometer in der Horizontalen betragen.