18 Jahre nach der Tat "Maisfeldfall" führte zu Johannas Mörder
26.10.2017, 12:02 Uhr
Im September 1999 verschwindet die achtjährige Johanna, ein halbes Jahr später wird ihre Leiche gefunden. Jahrelang können die Ermittler den Täter nicht finden. Doch dann gibt es einen Vorfall, nach dem endlich alles zusammenpasst.
Der mutmaßliche Mörder von Johanna Bohnacker ist ein inzwischen 41-jähriger, alleinstehender arbeitsloser Mann, der der Polizei wegen Drogendelikten bekannt war. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz in Gießen mit. Am Mittwochabend hatte es überraschend eine Festnahme in dem Mordfall aus dem Jahr 1999 gegeben, nachdem die Suche nach dem Täter jahrelang erfolglos geblieben war.
Die damals achtjährige Johanna war am 2. September 1999 gegen 17:20 Uhr zuletzt auf dem Sportplatz ihres Heimatortes Ranstadt-Bobenhausen gesehen worden. Eine Viertelstunde später wurde ihr Fahrrad ein paar hundert Meter vom Sportplatz entfernt gefunden, von dem Mädchen fehlte jedoch jede Spur.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Festgenommene Johanna in seine Gewalt brachte, sie fesselte, sexuell nötigte und schließlich tötete, um die Tat zu verdecken. Sechs Monate später, im April 2000, wurde Johannas Leiche in einem Waldstück bei Alsfeld gefunden. Staatsanwalt Thomas Hauburger zufolge kannte Johanna ihren Mörder vor der Tat nicht. Der 41-Jährige ist überwiegend geständig, seiner Darstellung zufolge soll Johannas Tod jedoch ein Unfall gewesen sein. Ihm werden schwere sexuelle Nötigung und Mord vorgeworfen, er sitzt jetzt in Untersuchungshaft.
Der "Maisfeldfall" und die Jetta-Spur
Die Ermittler waren dem Mann durch ein anderes Sexualverbrechen auf die Spur gekommen. Er war im August 2016 aufgefallen, weil er mit einem 14-jährigen Mädchen in einem Maisfeld "sexuell motivierte Fesselspiele" gemacht hatte. Diese hätten Parallelen zur Tatausübung im Fall Johanna gezeigt. Daraufhin wurden sämtliche Akten im Fall Johanna digitalisiert und erneut gesichtet. Der Leiter der Soko Johanna, Roland Fritsch, betonte die große Verantwortung, die die Kriminalisten gegenüber den Angehörigen der Opfer empfinden. Dies motiviere sie auch noch nach Jahren, der Täter habhaft zu werden.
Eine erste heiße Spur ergab sich aus einem Teilfingerabdruck, der am Klebeband gesichert wurde, mit dem Johanna gefesselt war. Bei diesem Abdruck konnten die Ermittler auch dank verbesserter Technik Übereinstimmungen mit dem linken Daumen des Beschuldigten feststellen. Außerdem gab es Faserspuren, die mit denen im Fall Johanna identisch waren. Auf den Mann war zudem 1999 ein VW Jetta zugelassen, von einem Fahrzeug dieses Typs hatten Zeugen im Zusammenhang mit Johannas Verschwinden berichtet.
Anfang 2017 gab es dann eine Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten, bei der unter anderem 236 Datenträger und 120 Videokassetten mit Kinderpornografie sichergestellt wurden. Dabei seien "beweisrelevante Daten" gefunden worden, sagte Fritsch. Demnach handelte es sich um sieben Terabyte Daten, die von Computerforensikern des LKA Hessen, des BKA und auch von externen Firmen untersucht wurden.
Johannas Mutter wurde bereits am Mittwochmorgen von der Festnahme informiert. Ihr Vater war im vergangenen Jahr gestorben.
Quelle: ntv.de, sba