Panorama

Zwei Mal Glück im Unglück Mann entkommt nach 9/11 dem "Bataclan"

Der Morgen nach dem Anschlag im "Bataclan": 89 Menschen kamen allein in dem Konzertsaal ums Leben.

Der Morgen nach dem Anschlag im "Bataclan": 89 Menschen kamen allein in dem Konzertsaal ums Leben.

(Foto: REUTERS)

Der 36-jährige Matthew überlebt nicht nur die Anschläge in Paris, sondern auch die Attacke auf das World Trade Center vor 14 Jahren. Er sagt: "Ich bin durch halb Manhatten gerannt. Aber was ich im Bataclan gesehen habe, war tausendmal schlimmer."

Erst im Juli ist Matthew mit seiner Familie nach Paris gezogen. Er ist Amerikaner. Eigentlich will er gemeinsam mit seiner Frau zum Konzert der Eagles of Death Metal im "Bataclan" gehen. Doch das Paar findet keinen Babysitter. Matthew geht allein los - und erlebt die wohl schrecklichste Nacht seines Lebens. Und es ist nicht das erste Mal, dass der 36-Jährige den Terror am eigenen Leib erfährt.

Der Familienvater war vor 14 Jahren dabei, als die Selbstmord-Attentäter um Mohammed Atta zwei Passagier-Maschinen in die Türme des World Trade Centers steuerten. Matthew wollte zu einem Meeting, stand gerade am Fuße der Wolkenkratzer, als sie von den Flugzeugen getroffen wurden - dann rannte er um sein Leben. Ein Erlebnis, das ihn geprägt haben dürfte. Und dennoch, sagt er im Interview mit "Le Monde", sei das kein Vergleich zu Paris gewesen. "Ich bin durch halb Manhatten gerannt. Aber was ich im Bataclan gesehen habe, war tausendmal schlimmer."

Als drei Terroristen am Freitagabend in dem Konzertsaal das Feuer eröffnen, ist dem Amerikaner sofort klar, was vor sich geht. "Ich erkannte sofort das Geräusch von Gewehrschüssen", erinnert er sich. "Vielleicht liegt's an meiner amerikanischen Herkunft." Er will zum Notausgang flüchten, fällt aber zu Boden, als ihn eine Kugel trifft. Keine vier Meter ist er da von den Angreifern entfernt. "Zwei oder drei Leute fielen auf mich drauf", sagt er. "Ich habe mich totgestellt."

"Ich dachte nur: 'Mein Schutzengel'"

Dann versucht er, unbemerkt "Zentimeter für Zentimer" Richtung Ausgang zu kriechen. Schließlich bekommt er den Türrahmen des Notausgangs zu fassen, zieht sich aus dem Schussfeld heraus. In diesem Moment greift der französische Journalist Daniel Psenny nach ihm. "Ich schaute kurz raus auf die Straße", erinnert sich Psenny. "Rechts von unserem Haus lag ein Mann. Mit jemand anderem habe ich ihn dann ins Haus geholt." Er selbst wird bei der Rettungsaktion von einer Kugel in die Schulter getroffen.

Matthew und Psenny retten sich in die Wohnung des Franzosen im Nachbargebäude des "Bataclan". Erst nach drei Stunden werden sie ins Krankenhaus gebracht. Dort treffen sich die beiden zum ersten Mal wieder. Der Amerikaner erzählt, dass er vor Ergriffenheit kein Wort herausbekam. "Als er mich an meinen Armen aus dem Bataclan zog, habe ich nicht einmal aufgeblickt", sagt Matthew. "Ich habe nur gesagt, oder zumindest gedacht: 'Ich liebe dich, mein Schutzengel.'"

Quelle: ntv.de, jug

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