Verstümmelung gegen Bezahlung Mann steht wegen illegaler Kastrationen vor Gericht
04.01.2024, 13:13 Uhr Artikel anhören
Eine Statue der Justitia hält eine Waage und ein Schwert in der Hand.
(Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild)
Am Landgericht Erfurt beginnt ein eher ungewöhnlicher Prozess: Ein Mann sitzt wegen der Kastration mehrerer Männer auf der Anklagebank. Diese habe er ohne medizinische Ausbildung in seinem Wohnzimmer durchgeführt. Der Fall weckt Erinnerungen.
Ein 74-Jähriger ohne medizinische Ausbildung soll Kastrationen und andere operative Eingriffe gegen Bezahlung angeboten und durchgeführt haben. Deshalb muss sich der Mann aus dem thüringischen Sömmerda nun wegen schwerer Körperverletzung vor dem Landgericht Erfurt verantworten.
Um die Opfer zu schützen, wurde die Anklage unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlesen. In acht Fällen soll der 74-Jährige Eingriffe durchgeführt haben. Sieben Männer aus verschiedenen Regionen Deutschlands sollen betroffen sein, hieß es auf Nachfrage seitens der Staatsanwaltschaft. Dem Angeklagten wird unter anderem schwere Körperverletzung vorgeworfen, da die Betroffenen dauerhaft ihre Fortpflanzungsfähigkeit verloren haben sollen.
Er hat seine "Dienstleistungen" im Internet inseriert
Der Angeklagte soll seine Dienste in Internetforen angeboten und die Eingriffe im Wohnzimmer seiner Wohnung durchgeführt haben. Es soll dabei unter anderem um die Amputation von Hoden und Penis gegangen sein. Die betroffenen Männer sollen für die Eingriffe zwischen 500 und 2200 Euro gezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Taten strafbar sind, auch wenn sich die betroffenen Männer selbst dazu bereit erklärt haben.
Im Falle einer Verurteilung bewegt sich der Strafrahmen laut Staatsanwaltschaft zwischen 3 und 15 Jahren. Der Angeklagte selbst schwieg beim Prozessauftakt. Sein Verteidiger gab allerdings an, dass sich der Mann gegebenenfalls im weiteren Verhandlungsverlauf äußern werde. Unklar ist, wann der Prozess weitergeht. Der Angeklagte ist selbst krank und plant, sich einer Operation zu unterziehen.
Die Eckdaten erinnern an einen Fall aus Bayern: Im Dezember 2021 wurde am Landgericht München II ein damals 67-jähriger Elektriker wegen schwerer, gefährlicher und einfacher Körperverletzung zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt. Er hatte zugegeben, in Sadisten-Foren im Internet "Kastrationen" angeboten zu haben. Mehrere Männer zahlten ihm demnach Geld dafür, dass er sie beispielsweise folterte und die Hoden entfernte. Einer der Männer starb nach dem Eingriff - woran, konnte das Gericht nicht mehr ergründen.
Quelle: ntv.de, mes/dpa