Bespitzelung von Uiguren?Marsalek plante offenbar Übergabe westlicher Waffen an China

Der untergetauchte Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek soll Peking angeboten haben, die Uiguren-Gemeinde in Deutschland für sie zu bespitzeln. Recherchen zufolge bestellte die chinesische Marine bei ihm erbeutete Waffen aus dem Westen.
Der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek war offenbar nicht nur jahrelang für russische Geheimdienste aktiv, sondern unterhielt über einen Mittelsmann anscheinend auch enge Kontakte zu chinesischen Stellen. Das berichten die "Süddeutsche Zeitung", NDR, WDR sowie das österreichische Nachrichtenmagazin "Profil". Demnach soll Marsalek Peking beispielsweise vorgeschlagen haben, die Uiguren-Gemeinde in München ausspähen zu wollen.
Das geht aus Chat-Nachrichten hervor, die Marsalek mit dem Kopf seines russischen Spionagerings in London, Orlin Roussev, austauschte. Der Bulgare und fünf Landsleute waren erst in der vergangenen Woche von einem Gericht in London zu Haftstrafen von insgesamt mehr als 50 Jahren verurteilt worden, weil die Gruppe für Marsalek in mehreren europäischen Ländern spioniert haben soll.
China attackiert Uiguren sogar in Deutschland
Jüngst vor Gericht präsentierte Chats mit seinem Kumpanen Roussev zeichnen von Marsalek das Bild eines getriebenen, rastlosen Ex-Managers, der ständig auf der Suche nach neuen Geheimdienstmissionen oder Geschäften in der Grauzone, wie der Handel mit Diamanten, Impfstoffen oder Lebensmitteln ist. Den Chats zufolge planten Marsalek und Roussev für China nicht nur die uigurische Community in München auszuspähen.
Ende Januar 2023 diskutierten die zwei darüber hinaus den Verkauf westlichen Kriegsmaterials an Peking. "Die Armee (…) ist sehr daran interessiert, so viel wie möglich von den in der Ukraine erbeuteten Waffen und Ausrüstungsgegenständen der NATO/Amerikaner zu erhalten - funktionstüchtig, kaputt usw." Er werde eine "Wunsch-Liste" aus China erhalten, schrieb Roussev an Marsalek.
Ein anderes Mal berichtete Roussev von einem Chat mit "unseren chinesischen Freunden": "Sie fragen, ob wir ihnen einige erbeutete ukrainisch-amerikanische Switchblade-Drohnen verkaufen können." Gemeint sind damit sogenannte Kamikaze-Drohnen, die die USA an die Ukraine geliefert hatte. Roussev erklärte, die Anfrage käme von der chinesischen Marine. Kurz danach bestätigte Marsalek offenbar, dass am darauffolgenden Tag die Bestellung von sechs Drohnen genehmigt werde.