Schiffbruch im Mittelmeer Mehr als 40 Menschen nach Bootsunglück vermisst
09.08.2023, 15:26 Uhr Artikel anhören
Die Küstenwache hat bislang keine Leichen im Wasser gefunden.
(Foto: picture alliance / ROPI)
Vier Überlebende berichten von ihrem Schiffbruch im Mittelmeer: Eine Welle trifft ihren Angaben zufolge ein vollbesetztes Boot vor Lampedusa. An Bord gibt es offenbar nur 15 Schwimmwesten für 45 Menschen. Bislang fehlt von weiteren Überlebenden jede Spur.
Nach einem Bootsunglück mit Migranten im Mittelmeer werden nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa 41 Menschen vermisst. Ein Migrantenboot sei von der tunesischen Küstenstadt Sfax in Richtung Italien gefahren und vor der Mittelmeerinsel Lampedusa gekentert, berichtete Ansa unter Berufung auf vier gerettete Migranten. Die Überlebenden berichteten den Behörden demnach von 41 Toten.
Insgesamt seien 45 Menschen, darunter drei Kinder, auf dem Metallboot gewesen. Eine große Welle habe das Boot im Laufe der Fahrt zum Kentern gebracht. Die Geretteten berichteten außerdem, dass an Bord nur 15 Schwimmwesten zur Verfügung gestanden hätten.
Die Überlebenden - ein 13-Jähriger, eine Frau und zwei Männer - hätten sich zunächst mit Schwimmwesten und aufgeblasenen Autoschläuchen über Wasser gehalten, berichtete das italienische Rote Kreuz. Sie hätten sich miteinander verbunden und seien später auf ein leeres Boot getroffen. In diesem Boot seien sie mehrere Tage über das Meer gedriftet. Ein Überwachungsflugzeug der EU-Grenzschutzagentur Frontex sichtete sie nach Angaben der italienischen Staatsanwaltschaft etwa 54 Seemeilen (100 Kilometer) vor Suwarah in Libyen und leitete einen Rettungseinsatz ein.
Die vier wurden den Angaben zufolge von einem maltesischen Frachtschiff aus dem Wasser gerettet und von der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht. Weder der Frachter, noch die Patrouillenboote der Küstenwache haben laut Ansa Leichen im Wasser gefunden. Dies könne daran liegen, dass die Überlebenden vom Unglücksort weit entfernt gerettet wurden.
Sechs Tage nach der Havarie wurden die Migranten am heutigen Mittwoch in Lampedusa an Land gebracht. Sie stünden unter Schock und seien vollkommen erschöpft, teilte Staatsanwalt Salvatore Vella mit. Vermutet wurde, dass die Vier bis zu ihrer Rettung am Dienstag weder etwas zu trinken noch zu essen hatten. Sie sollen zum Hergang des Untergangs befragt werden.
Lampedusa liegt zwischen Sizilien und Nordafrika, von Sfax ist die Insel knapp 190 Kilometer entfernt. Viele Menschen versuchen immer wieder mit Booten aus Tunesien und Libyen über das zentrale Mittelmeer nach Lampedusa, Malta, Sizilien oder auf das italienische Festland zu gelangen. Das Erstaufnahmelager von Lampedusa war in diesem Sommer bereits mehrfach maßlos überfüllt.
Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 93.600 Menschen, die auf Booten Italien erreichten - im Vorjahreszeitraum waren es rund 44.600. Immer wieder kommt es bei den Versuchen der Menschen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, zu verheerenden Bootsunglücken.
Quelle: ntv.de, ses/dpa/rts