Aus der Schmoll-Ecke Meine ganz persönliche Horrorbilanz der Fortschrittskoalition


Als das Selfie entstand, hoffte die Ampel noch, eine Fortschrittskoalition zu sein.
(Foto: picture alliance/dpa/FDP)
Unser Kolumnist fragte eine Freundin: "Was hat die Ampelkoalition dir ganz persönlich gebracht?" Ihr fiel nichts ein. Ihm auch nicht. Denn er raucht kein Haschisch - und sein Geschlecht will er auch nicht ändern. Aber mehr Netto vom Brutto wäre schön gewesen.
Ein toleranter Sehr-Gutmensch wie ich hat sich, schon um sein Eigenbild zu festigen, ab und an in Etablissements rumzutreiben, in denen er ein politischer Exot ist. So war ich vor einiger Zeit auf einer Veranstaltung der "taz", auf der eine Ökonomin mit hautengem Kontakt ins Kanzleramt über Geld und Staatsschulden sprach, befragt von einem Moderator, der von dem Thema so gut wie keine Ahnung hatte, was egal war. Denn er vermochte es, das Publikum für sich einzunehmen, indem er bei jeder einigermaßen passenden Gelegenheit kundtat, dass FDP, CDU, Lindner und Merz Ausgeburten der Vorhölle sind, die die aufgeheizte Erde schon ist, weil SPD und Grüne nicht allein regieren durften und daher leider nicht den Klimawandel von Berlin aus global in den Griff kriegen konnten.
Die Aussagen der Ökonomin - Mitglied der SPD - lässt sich denn entsprechend kurz zusammenfassen: CDU, CSU und vor allem Lindner und die übrigen Neoliberalen sind an allem schuld, vor allem weil sie die Schuldenbremse nicht lösen wollten, was insofern putzig ist, da ohnehin diese und jene Milliardenschuld in Schattenhaushalten lagert. Was ich sensationell fand, war, dass in einer mehr als einstündigen Plauderrunde über die Staatsfinanzen unseres wunderbaren Landes das Wort "Flüchtlinge" kein einziges Mal fiel, auch nicht in der politisch korrekten Version "Flüchtende" - denn wir gut erzogenen Staatsbürgenden wissen, dass man aus Gründen der Diskriminierung kein "ling" hinten dranhängen soll, da sich das in vorwiegend negativ konnotierten Begriffen wie Fiesling, Schreiberling, Liebling oder klingelingeling wiederfindet. Politisch Anständige nutzen Google und nicht Bing.
Die oben erwähnte Veranstaltung fand einige Wochen vor dem Bruch der fortschrittlichsten Fortschrittskoalition der Welt statt. Um deren vorzeitiges Ende vorherzusagen, musste man keine prophetische Gabe besitzen. Aber ich begriff dort das Ausmaß der Arroganz in den Reihen der SPD, für die auch unser Friedenskönig Olaf der Gescheiterte steht, dem es nicht nur an Erinnerung, sondern auch an Demut und Einsicht fehlt, wie das bei Herrschern mitunter vorkommen soll. Auch wenn durchaus der Eindruck entstanden ist, dass er es verbockt hat, zumal er nachweislich via Amt an der Spitze der fortschrittlichsten Fortschrittskoalition der Welt stand, will unser König weiter Potentat von Deutschland bleiben: "Ich glaube, es funktioniert vor allem und ausschließlich mit einem Kanzler Scholz."
Dünne Nerven und wenig Zukunftslust
Von wegen hölzerner Typ. Humor hat der Bursche. Ich jedenfalls musste lachen, als ich die Aussage des selbsternannten Funktionskanzlers bei ntv.de las - ein Lachen, das mir im Halse stecken blieb und in Verwunderung mündete. Denn was hat bisher funktioniert unter seiner Fuchtel? Monat für Monat werden Tausende Arbeitsplätze abgebaut, Unternehmen verlassen das Land wegen zu viel Bürokratie und hoher Energiekosten oder kündigen es an. Die Infrastruktur bröckelt, die Bundeswehr ist blank, Menschen verlieren die Zuversicht und zittern, weil der Staat die innere Sicherheit - scheinbar oder real - nicht mehr gewährleisten kann, wie wir es alle gewohnt waren. Was ist aus der großen Abschiebeaktion geworden? Was hat der Funktionskanzler getan, Vertrauen zu schaffen? Was, den Leuten das Gefühl zu nehmen, dass die fetten Jahre vorbei sind? Was, um Zukunftslust zu verbreiten?
Der ewige Streit ging an die Nerven, auch meine. Selbst im Abgang blieb sich die fortschrittlichste Fortschrittskoalition der Welt treu und fetzte sich bis aufs Messer, als hätten SPD, Grüne und FDP noch nichts von den Messerverboten gehört, die sie selbst im Bundestag beschlossen haben. Aber der Mensch neigt bekanntlich dazu, zu verdrängen und zu vergessen. Kurz nach dem Bruch der fortschrittlichsten Fortschrittskoalition der Welt saß ich mit einer Freundin, die politisch anders tickt als ich, in einem Café. In ihrer Sicht auf die Dinge schimmerte schon durch, was die Menschheit oft in der Rückschau erlebt: Es war nicht alles schlecht. Schließlich sind die Bronzen zurück in Afrika. Und ohne die böse "Bild"-Zeitung und die mindestens genauso böse FDP wäre auch der "Heizungshammer" nicht passiert.
Na gut, das wollte ich nicht diskutieren, es macht keinen Spaß. Und ich wollte nicht damit auf den Putz hauen, dass ich langjährige Beamte im Wirtschaftsministerium kenne, die mir berichteten, wie Robert Habeck und seine engsten Kumpels mit ihrem Auftreten als neue Vorgesetzte Wut und Verdruss produzierten. Alles hängt nun mal mit allem zusammen. Und Zorn macht bekanntlich illoyal. Also fragte ich die Freundin: "Was hat die Ampelkoalition in den drei Jahren beschlossen, was dir ganz persönlich etwas gebracht hat?" Ihr fiel nichts ein. Mir auch nicht. Nur Horror. Ich meine, man muss politisches Schaffen am Interesse der Welt und des Landes sowie seiner Bevölkerung messen, aber auch am persönlichen Nutzen. Oder?
Ich bin weder Jammer-Deutscher noch Egomane, der nur an sich denkt. Ich rackere wie ein Tier und muss mich trotzdem beschränken wie nie zuvor in meinem Berufsleben. Den Winter arbeite ich das zweite Jahr in Folge in meiner kleinen Küche, um Heizkosten zu sparen. Damit kann ich fein leben, zumal meine Küche gemütlich ist. Aber die Atomkraftwerke mussten unbedingt runtergefahren werden. Ob ihr Weiterbetrieb die Energiepreise gedrückt hätte - ich weiß es nicht. Mich nervt allerdings der ewige politische Ansatz, dass wir Deutschen der Welt zeigen müssen, wie vorbildlich wir alle Gefahren der Menschheit im Alleingang bannen. Den Klimawandel samt Artensterben und Pandemien halte ich neben Terror und Kriegen für die weitaus größere Gefahr für die Menschheit als Atommüll tief unten in einem Stollen.
Ich rauche kein Haschisch und werde es auch künftig nicht tun, nur weil es dank der fortschrittlichsten Fortschrittskoalition der Welt jetzt legal ist. Ich habe auch nicht vor, eine gewisse Zeit oder den Rest meines Lebens als Weib zu verbringen, schon weil ich Frauen den Anblick meiner nackten Gestalt in einer Sauna oder Umkleidekabine nicht zumuten möchte. Jede und jeder kann jedes Jahr aufs Neue die eigene Geschlechtsidentität festlegen und sich das für ungefähr fünfzig Euro Bearbeitungsgebühr amtlich bestätigen lassen. Was für (brauner) Scheiß dabei rauskommen kann, würde sich etwa zeigen, wenn irgendein verurteilter Neonazi auf die Idee käme zu behaupten, er wäre eine Frau, um in den Frauenknast zu kommen. Und jeder, der vor dieser möglichen Art des Missbrauchs gewarnt hat, war: Nazi. Oder mindestens "AfD-nah". "Reaktionär." "Populist."
Nun haben wir den Salat, die Wut in der Mitte wächst, die Ränder werden stärker - und Friedenskönig Olaf der Gescheiterte behauptet allen Ernstes: "Ich glaube, es funktioniert vor allem und ausschließlich mit einem Kanzler Scholz." Dafür, dass in seiner Scheinwelt nicht alles glattlief, hat er eine Begründung. Der Russe war's, sagt der Funktionskanzler ein ums andere Mal. Stimmt, der Russe war's, vor allem der eine fiese Russe im Kreml. Man erinnere sich bitte, wer die Freundschaft mit der Sowjetunion auch noch nach der Besetzung der Krim bejubelte und auf Handel vor Wandel (oder so ähnlich) propagierte, in welcher Partei Gazprom-Gerd und Nordstream-Blondie sind. Armin Laschet, der auch gerne König geworden wäre, sagte neulich: "Wenn man Kanzler werden will, muss man sich einen Panzer zulegen." Dann hoffen wir mal, dass die miserabel ausgestattete Bundeswehr noch einen übrig hat für unseren nächsten König.
Quelle: ntv.de