Panorama

Detonation im Libanon Mindestens 22 Tote bei Treibstoff-Explosion

Dem Libanon fehlt es an allem und die schwere Explosion im Hafen von Beirut vor rund einem Jahr hat die Lage drastisch verschlimmert.

Dem Libanon fehlt es an allem und die schwere Explosion im Hafen von Beirut vor rund einem Jahr hat die Lage drastisch verschlimmert.

(Foto: picture alliance/dpa)

Stundenlang für Sprit in der Schlange zu stehen, gehört im krisengebeutelten Libanon inzwischen zum Alltag. So warten auch am frühen Morgen wieder viele Menschen bei einem Treibstoffdepot im Norden des Landes. Dann kommt es zur Explosion, bei der mindestens 22 Menschen sterben.

Rund ein Jahr nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut ist der Libanon erneut von einer schweren Detonation mit Dutzenden Opfern erschüttert worden. Mindestens 22 Menschen kamen ums Leben, als sich im Norden des Landes ein Treibstofftank entzündete, wie Gesundheitsminister Hamad Hassan dem libanesischen Sender Al-Jadeed erklärte. Mindestens 79 Menschen wurden verletzt.

Dem libanesischen Sender MTV zufolge werden noch Menschen vermisst. Die Ursache für die Explosion war zunächst unklar. MTV zeigte Bilder von Menschen mit schweren Brandverletzungen. Ein Reporter des Senders berichtete, es seien viele Menschen am Ort der Explosion gewesen, die versucht hätten, Treibstoff zu bekommen.

Die neue Explosion reiht sich in eine Reihe von Hiobsbotschaften ein, die das Land immer wieder treffen. Vor gut einem Jahr waren bei einer gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut mehr als 190 Menschen getötet und rund 6000 verletzt worden. Die Hinterbliebenen sprechen sogar von 218 Todesopfern. Große Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden zerstört. Die Detonation soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ungesichert im Hafen gelagert wurden. Die genauen Umstände sind noch immer unklar.

Land steckt in schwerer Wirtschaftskrise

Das Land am Mittelmeer leidet derzeit unter einer schweren Versorgungskrise. Die Regierung ist kaum noch handlungsfähig, große Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht. Die Inflation liegt bei rund 120 Prozent. Die libanesische Lira hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. Die Krise hat zu einem massiven Versorgungsmangel geführt, der sich in den vergangenen Tagen weiter verschärfte. Unter anderem fehlt es an Treibstoff für Stromproduktion und Verkehr. Gestern bildeten sich vor geschlossenen Tankstellen lange Schlangen frustrierter Autofahrer, die über Stunden vergeblich darauf warteten, tanken zu können. Seit Wochen müssen die Menschen im Land täglich über Stunden ohne Strom auskommen. In Apotheken mangelt es an lebenswichtigen Medikamenten.

Zugleich ist der Libanon politisch gelähmt. Die Regierung war kurz nach der Explosion im Beiruter Hafen zurückgetreten und ist nur noch geschäftsführend im Amt. Wegen eines monatelangen Machtkampfs konnte noch immer kein neues Kabinett gebildet werden. Libanons politische Elite sieht sich schweren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Quelle: ntv.de, joh/dpa

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