Panorama

Kronzeugin in Mord-Prozessen Mitglied der Manson-Familie gestorben

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Kasabian gehörte zu den Frauen, die Manson sich für seine Mordpläne gefügig machte.

Kasabian gehörte zu den Frauen, die Manson sich für seine Mordpläne gefügig machte.

(Foto: AP)

Als junge Frau gerät Linda Kasabian in die Fänge der Manson-Family und wird im Sommer 1969 Zeugin der schrecklichen Morde am Cielo Drive. Dank ihrer Aussage können Manson und seine Mittäter verurteilt werden. Nun stirbt Kasabian, die ihr Leben lang von Schuldgefühlen geplagt wurde.

Mehr als 50 Jahre nach den Verbrechen der berüchtigten Sekte von Charles Manson ist eine der Tatbeteiligten gestorben. Der Washington Post zufolge starb Linda Kasabian im Alter von 73 Jahren in einem Krankenhaus in Tacoma. In ihrer Sterbeurkunde wurde ihr Name mit Linda Chiochios angegeben.

Sie war als 20-Jährige mit ihrer einjährigen Tochter und erneut schwanger in die Kommune von Charles Manson gekommen, um einem unglücklichen Elternhaus zu entfliehen. Ihren späteren Aussagen zufolge verliebte sie sich in Manson und folgte dessen strikten Vorgaben, sich nicht um ihre Tochter zu kümmern und sich an Raubzügen in Villen in Beverly Hills und Bel-Air zu beteiligen.

Am 9. August 1969 fuhr sie die Gruppe zu dem gemieteten Haus von Sharon Tate in Los Angeles, wo Mitglieder der Manson-Family die im achten Monat schwangere Frau des Filmregisseurs Roman Polanski und drei weitere Personen brutal erstachen. Während der Taten saß sie im Auto. In der folgenden Nacht begleitete Kasabian Manson und andere Sektenmitglieder zum Haus von Leno und Rosemary LaBianca, die ebenfalls ermordet wurden.

Mutige Kronzeugin

Kasabian, die selbst nicht an den Morden beteiligt war, wurde von der Staatsanwaltschaft Immunität gewährt, weil sie als Kronzeugin bei dem Prozess 1970 in Los Angeles gegen Manson und vier seiner Anhängerinnen aussagte. Während ihrer 18 Tage im Zeugenstand musste sie auch zahlreiche Angriffe des Verteidigungsteams und Mansons abwehren, die ihre Glaubwürdigkeit infrage stellten, indem sie beispielsweise ihren LSD-Konsum thematisierten. Außerdem machte Manson mehrfach Gesten, mit denen er drohte, ihr die Kehle durchzuschneiden.

Manson wurde wegen der Morde der Manson-Family und wegen des Mordes an seinem Bekannten Gary Hinman zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung blieb ihm erspart, als der Oberste Gerichtshof von Kalifornien 1976 die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärte. Er starb 2017 im Alter von 83 Jahren im Gefängnis. Auch die vier mitangeklagten Frauen wurden verurteilt. Sie alle hielten loyal zu Manson, den sie als "Jesus Christus" verehrten.

Der Ex-Sträfling Manson hatte in den Monaten vor den Morden eine Gruppe von Ausreißern und Ausgestoßenen versammelt und eine provisorische Kommune auf einer Ranch nordwestlich von Los Angeles gegründet. Im Sommer 1969 wies Manson der Staatsanwaltschaft zufolge seine meist jungen Anhängerinnen an, sieben Menschen zu ermorden. Das war nach Überzeugung der Ankläger Teil eines Plans, einen Rassenkrieg anzuzetteln.

Mehr zum Thema

Im Jahr 2009 sagte Vincent Bugliosi, der leitende Staatsanwalt im Fall gegen Manson: "Wenn es jemals eine Kronzeugin für die Anklage gab, dann war es Linda Kasabian. Ohne ihre Aussage … wäre es für mich äußerst schwierig gewesen, Manson und seine Mitangeklagten zu verurteilen."

Nach den Prozessen tauchte Kasabian unter und änderte mehrfach ihren Namen, konnte sich der Öffentlichkeit aber nicht vollständig entziehen. In einer Dokumentation sagte sie 2009, sie denke jeden Tag an die Morde und könne nicht akzeptieren, "dass ich für meine Beteiligung an dieser Tragödie nicht bestraft wurde". Es sei eine sinnlose Verschwendung von Leben gewesen.

Quelle: ntv.de, sba

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen