41-Jähriger vor Haftrichter Motiv für Essener Angriff war Trennung von Ehefrau
29.09.2024, 11:36 Uhr Artikel anhören
Bei den Bränden erlitten zwei Kinder lebensgefährliche Rauchvergiftungen.
(Foto: dpa)
In Essen werden 31 Menschen durch Brände in Mehrfamilienhäusern verletzt, zwei Kleinkinder lebensgefährlich. Ein 41-jähriger Tatverdächtiger wird gefasst. Laut Bürgermeister Kufen richten sich die Attacken gegen Familienmitglieder. Die Polizei geht von versuchtem Mord aus und erlässt einen Haftbefehl.
Gegen den Mann, der in Essen zwei Mehrfamilienhäuser angezündet haben soll, ist Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes erlassen worden. Das berichtete ein Sprecher der Polizei Essen. Dem 41-Jährigen wird vorgeworfen, die Brände am Samstag mit Brandbeschleuniger entfacht zu haben. Nach Angaben der Feuerwehr wurden 31 Bewohner verletzt, davon zwei Kleinkinder lebensgefährlich.
Die mutmaßlichen Brandstiftungen richteten sich nach Angaben von Oberbürgermeister Thomas Kufen gegen Mitglieder derselben Familie. "Die Taten haben sich offensichtlich gezielt gegen eine Familie gerichtet", teilte der CDU-Politiker mit. Besonders betroffen mache ihn, dass dabei auch in Kauf genommen worden sei, dass kleine Kinder zu Schaden gekommen seien. Die Ruhrgebietsstadt habe "dramatische Stunden" erlebt.
Kufen dankte Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei für ihre sehr gute Arbeit. "Allen, die besonnen dabei unterstützt haben, den mutmaßlichen Täter zu stellen, danke ich für die Zivilcourage." Mehrere Männer hatten, teils mit Schaufel und Stangen in der Hand, den Täter gestellt und festgehalten, bis die Polizei eintraf.
"Erste Ermittlungen ergaben, dass das Motiv des 41-Jährigen war, dass seine Ehefrau sich von ihm getrennt hatte", teilte die Polizei mit. Der Mann sei bereits wegen Bedrohung und Sachbeschädigung in Erscheinung getreten. Derzeit äußere er sich nicht zu den Tatvorwürfen. Die Ermittler bitten Menschen, die gegebenenfalls noch weitere Videos von dem Geschehen aufgenommen haben, diese zur Verfügung zu stellen.
Der Mann soll am Samstagnachmittag auch mit einem Lieferwagen in zwei Geschäfte gefahren sein und anschließend Menschen mit Stichwaffen bedroht haben. Nach Polizei-Angaben handelt es sich um einen Essener mit syrischer Staatsbürgerschaft. Er sei gezielt zu Wohnungen und Ladenlokalen in Essen gefahren, in denen Personen wohnten, die seine Ehefrau unterstützten.
Menschen in Todesangst
Bei den von ihm gelegten Bränden waren zwei Kleinkinder durch das Einatmen von Rauch lebensgefährlich verletzt worden. Der Polizeisprecher konnte nichts dazu sagen, ob die beiden Kinder immer noch in Lebensgefahr sind. Sie werden in Spezialkliniken behandelt. Insgesamt gab es 31 Verletzte.
Die Brände in zwei Mehrfamilienhäusern waren am Samstagnachmittag in den Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg ausgebrochen. Die Treppenhäuser waren schon kurz danach nicht mehr passierbar, sodass die Bewohner eingeschlossen waren. Nachbarn stellten Bauleitern an die Wand, die aber nicht hoch genug waren. "Das hat aber dazu geführt, dass, als wir ankamen, schon Leute an den Fenstern hingen, die Kinder rausgehalten haben", sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Lage sei "dramatisch" gewesen. Alle Bewohner wurden dann von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht.
In der Spitze seien rund 160 Einsatzkräfte beteiligt gewesen. Zwei große Brände, die parallel bekämpft werden müssen, seien auch für eine große Stadt wie Essen eine Herausforderung, sagte der Feuerwehrsprecher. Der Einsatz habe etwa eineinhalb Stunden gedauert.
Quelle: ntv.de, sba/dpa