Virologe besorgt Mutationen könnten Teilimmunität nutzen
06.03.2021, 09:43 Uhr
Inzwischen werden in Deutschland regelmäßig Testproben sequenziert, um Mutationen zu entdecken.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Coronavirus ist seit seiner Entdeckung bereits verschiedene Male mutiert. Nun könnte es sich möglicherweise auch auf Menschen einstellen, die nach einer ersten Impfung bereits teilweise immun sind. Davor warnt der Heidelberger Virologe Kräusslich.
Der Chefvirologe am Heidelberger Universitätsklinikum, Hans-Georg Kräusslich, hat Sorge, dass sich in der Phase zwischen Erst- und Zweitimpfung weitere Corona-Varianten bilden könnten. Mit Blick auf die von Bund und Ländern geplanten Lockerungen sagte er der "Rhein-Neckar-Zeitung": "Besorgniserregend wäre insbesondere, wenn wir in den nächsten Wochen in eine Situation kämen, dass zahlreiche Menschen nach der Erstimpfung einen inkompletten Schutz haben und gleichzeitig sehr viele Infektionen stattfinden. Das wäre eine Brutstätte für die Selektion von Varianten, die möglicherweise dem Impfstoff entkommen könnten."
Wenn sich viele Menschen infizieren würden, die teilimmun, aber noch nicht richtig immun sind, dann sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus dort festsetzen kann und resistente Varianten auftreten, höher, sagte der Virologe. Bei kompletter Immunität sei das Problem kleiner.
Beim Impfstoff von Biontech/Pfizer sollen zwischen der ersten und der zweiten Impfung drei Wochen liegen, bei dem von Moderna vier. Der Astrazeneca-Impfstoff darf sogar in einem bis zu zwölfwöchigen Abstand gegeben werden. Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie empfiehlt grundsätzlich ein Intervall von 21 Tagen. Es könne auch länger sein, aber auf keinen Fall länger als 60 Tage. Der volle Impfschutz von rund 95 Prozent wird bei allen Impfstoffen jedoch nur nach der zweiten Impfung erreicht.
Verschiedene Mutationen machen das weltweite Infektionsgeschehen zunehmend schwerer kontrollierbar. RKI-Präsident Lothar Wieler hatte gesagt, es sei absehbar, dass die britische Virusvariation B117 bald die vorherrschende Variante in Deutschland sein werde. "Dann wird es noch schwieriger, das Virus im Zaum zu halten", warnte Wieler. Er wies darauf hin, dass diese und weitere Mutanten "noch ansteckender und noch gefährlicher in allen Altersgruppen" seien als das ursprüngliche Coronavirus.
Quelle: ntv.de, sba/dpa