Dreimal so viele Sprengungen NRW erhöht Druck auf Geldautomaten-Bomber
04.05.2022, 16:03 Uhr
Enorme Schäden, niedrige Aufklärungsquote: Die Zahl der Automatensprengungen in NRW steigt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Für Kriminelle gelten Geldautomaten seit jeher als lukratives Diebesgut. Und das nicht ohne Grund: In Sekundenschnelle gesprengt und ausgeraubt, tappen örtliche Polizeibehörden bei den Ermittlungen bislang oft im Dunkeln. Nun hat der nordrhein-westfälische Innenminister Panzerknackern den Kampf angesagt.
Nachdem sich die Sprengattacken auf Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr verdreifacht haben, hat der zuständige Innenminister Herbert Reul angekündigt, das Vorgehen gegen Kriminelle und Diebesbanden zu verschärfen. Schon seit Februar sei die Polizei in den Abendstunden "mit allen verfügbaren Kräften auf der Straße", sagte Reul in Düsseldorf. Künftig soll mithilfe einer Sonderkommission im Innenministerium der Druck auf die Täter weiter erhöht werden.
Demnach sollen die Tatorte fortan genauso akribisch wie Mord-Tatorte von Spezialisten untersucht werden, um keine Spur zu übersehen. "Künftig sollen sich Experten aus allen Disziplinen über jeden Geldautomaten beugen, der gesprengt worden ist", kündigte der Minister an. "Ich will handeln, bevor es Tote gibt", sagte Reul. Es sei "pures Glück", dass noch niemand bei einer Sprengung oder halsbrecherischen Verfolgungsfahrt gestorben sei. Alle 11.000 Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen würden derzeit einer Gefahrenbewertung unterzogen. Nicht nur eine Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen, auch ein Abbau von Automaten an besonders gefährdeten Standorten stehe im Raum.
Die Zahl der Sprengattacken hat sich in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen mehr als verdreifacht. Stand Mittwoch zählten die Ermittler 73 Sprengattacken im Vergleich zu 20 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zudem würden die Taten immer skrupelloser, weil die Gangster zunehmend zu Sprengstoff statt Gas griffen, um die immer besser gesicherten Automaten zu knacken. Dies habe das Ausmaß der Schäden enorm erhöht.
Der Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, Michael Breuer, hatte vor wenigen Tagen bei der Jahresbilanz von steigenden Sachschäden durch die Panzerknacker berichtet. Die Schäden bei einer Sprengattacke seien heute doppelt so hoch wie noch vor fünf Jahren. "Je mehr wir aufrüsten, desto stärker sind die Schäden", hatte Breuer gesagt.
Quelle: ntv.de, bek/dpa