Panorama

Moorbrand aus dem All sichtbar Niedersachsen bereitet Evakuierungen vor

Die Grünen wollen die Bundeswehr zur Verantwortung ziehen.

Die Grünen wollen die Bundeswehr zur Verantwortung ziehen.

(Foto: dpa)

1000 Feuerwehrleute und THW-Mitarbeiter kämpfen noch immer gegen die Flammen auf einem Bundeswehrgelände. Das Moorgebiet können sie wegen Munitionsresten aber nicht betreten. Während Niedersachsen Evakuierungen plant, erstatten die Grünen Anzeige.

Nach dem Ausbruch eines Moorbrandes bei einem Raketentest der Bundeswehr hat das Land Niedersachsen Vorbereitungen zur Evakuierung Hunderter Anwohner getroffen, für den Fall, dass sich die Lage zuspitzt. Um welche Gebiete es sich konkret handeln könnte, lasse sich angesichts der unklaren Entwicklung aber nicht sagen, erklärte der Brand- und Katastrophenschutzexperte des niedersächsischen Innenministeriums, Klaus Wickboldt. Derzeit gehe man davon aus, dass es noch ein bis zwei Wochen dauern werde, bis alle Glutnester auf dem Bundeswehrgelände in Meppen erstickt sind.

Etwa 1000 Feuerwehrleute und Mitglieder des Technischen Hilfswerks kämpfen dort nach NDR-Angaben gegen die Flammen. Wegen dort vermuteter Munitionsreste kann die Feuerwehr das Moorgebiet aber nicht betreten. Das Gelände, das seit 1876 für Schießübungen genutzt wird, gilt offiziell als blindgängergefährdet. Zwar konnte die Feuerwehr die Lage laut Bundeswehr stabilisieren und ein Übergreifen der Flammen auf einen angrenzenden Wald verhindern. Dennoch dehnte sich der Brand auf eine Fläche von 800 Hektar aus.

Selbst aus dem All sei der Moorbrand zu sehen, teilte der Deutsche Wetterdienst auf Twitter mit. Auf einem Satellitenbild vom Dienstagnachmittag war die Richtung Nordosten ziehende Rauchsäule gut zu erkennen. Am Dienstagabend hatte es starken Brandgeruch und Sichtbehinderungen im Nordwesten von Niedersachsen und im mehr als 100 Kilometer entfernten Bremen gegeben. Mittlerweile beschränken sich die Auswirkungen vor allem auf das nähere Umland. Dort geht man derzeit nicht davon aus, dass Evakuierungen nötig sein werden.

50.000 Tonnen Kohlendioxid freigesetzt

Die Bundeswehr kündigte eine umfassende Überprüfung des vor gut zwei Wochen durch Raketentests ausgelösten Feuers an. Soldaten hatten für Tests eine Rakete ins Moor geschossen und das Feuer nicht löschen können, weil eine Löschraupe ausgefallen war. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Selbstverständlich wird auch die Bundeswehr intern der Frage nachgehen, ob bei dem Test in Meppen geltende Vorschriften verletzt beziehungsweise Ermessensspielräume falsch genutzt wurden oder es eventuell Regelungslücken bei den Brandschutzvorschriften der Bundeswehr gibt, die wir schließen müssen."

Die Grünen im niedersächsischen Landtag erstatteten derweil Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Bundeswehr. "Jeder andere, der im Moor bei einer solchen Gefahrenlage aufgrund extremer Trockenheit zündelt oder auch nur eine Zigarettenkippe wegwirft, müsste sich strafrechtlich verantworten", erklärte der brandschutzpolitische Sprecher Christian Meyer. Er sehe keinen Grund, dass die Bundeswehr anders behandelt werden sollte, wenn sie sogar Raketen ins Moor schieße und dabei nicht einmal funktionsfähiges Löschgerät bereit halte.

Durch das kompliziert zu löschende Feuer wurden nach Einschätzung von Experten bisher rund 500.000 Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Dies entspricht einer Menge, die 50.000 Menschen im Durchschnitt im Jahr verursachen.

Quelle: ntv.de, ftü/dpa

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