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Wem gehört der Meteorit? Niger will das teure Stück vom Mars zurück

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Der Meteorit wurde im Juli für mehr als vier Millionen Euro versteigert.

Der Meteorit wurde im Juli für mehr als vier Millionen Euro versteigert.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

2023 wird ein Mars-Meteorit im Niger entdeckt - 2025 wird er in New York versteigert. Wie der Klumpen vom Mars in die USA gekommen ist, wird nun zum Streitpunkt. Nigers Regierung kündigt eine Untersuchung an - und fordert den wertvollen Gesteinsbrocken zurück.

Für mehr als umgerechnet vier Millionen Euro ging im Juli ein Meteorit vom Mars über den Tisch des Auktionshauses Sotheby's. Damit sei das Objekt nun der teuerste je versteigerte Meteorit, teilte die prominente Institution aus New York mit. Über Verkäufer und Käufer des seltenen Objektes ist zwar nichts bekannt. Woher der fast 25 Kilogramm schwere Meteorit mit dem Namen "NWA 16788" stammt, wurde jedoch wissenschaftlich belegt: Der rund 38 Zentimeter große, fast quadratische Klumpen mit einer orange-braunen Farbe war 2023 in der Sahara-Wüste eingeschlagen, nahe der Stadt Agadez im Niger.

"Dies ist das größte Stück Mars auf dem Planeten Erde", sagte Cassandra Hatton, stellvertretende Vorsitzende für Wissenschaft und Naturgeschichte bei Sotheby's, in einem Video. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es von dort hierher gelangt, ist astronomisch gering", betonte sie. Da etwa 70 Prozent der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt seien, so Hatton, "hatten wir unglaubliches Glück, dass es auf trockenem Land gelandet ist und nicht mitten im Ozean."

Laut dem Auktionshaus sind weltweit rund 400 Mars-Stücke bekannt, doch alle sehr viel kleiner als dieses. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sei der Klumpen von der Mars-Oberfläche weggesprengt worden, als auf dem sogenannten Roten Planeten ein gewaltiger Asteroid eingeschlagen war. Er hatte eine gewaltige Explosion verursacht, dadurch wurde Gestein in alle Richtungen geschleudert. Dieser 25 Kilo schwere Klumpen hatte daraufhin die Erdumlaufbahn gekreuzt und den Flug durch die Erdatmosphäre überstanden und war letztlich im November 2023 in der Sahara eingeschlagen. Vergleichsproben bestätigten: Es stammt tatsächlich vom Mars.

Meteoriten-Jäger in der Wüste

Über die mehr als 300 Millionen Kilometer weite Reise vom Mars zur Erde ist demnach bereits viel bekannt. Doch wie das Marsgestein aus dem Niger letztlich ins Auktionshaus in New York gelangte - darüber wird eisern geschwiegen.

Das allerdings verärgert sowohl Forscher als auch die Regierung im Niger. Laut einem Artikel, veröffentlicht von italienischen Forschern in einem Wissenschaftsjournal der Universität in Florenz, wurde der Meteorit von einer "örtlichen Dorfgemeinschaft an einen internationalen Händler" verkauft. Dieser brachte das Gestein dann in seine private Galerie in Arezzo, einer Stadt in der Toskana.

Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Giovanni Pratesi, Professor für Mineralogie an der Universität in Florenz, konnte den Meteoriten daraufhin untersuchen. Sie bestätigten seine Herkunft vom Mars. Im vergangenen Jahr wurde er dann kurzzeitig in Italien ausgestellt, unter anderem bei der italienischen Raumfahrtagentur in Rom. Im Juli tauchte er nun überraschend bei einer Auktion in New York auf - und wurde dort zu einem Rekordpreis von umgerechnet mehr als vier Millionen Euro an eine unbekannte Person versteigert.

Niger richtet Untersuchungskommission ein

"Die nigrische Regierung äußerte Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Exports und verweist auf möglichen internationalen illegalen Handel", heißt es in einer Erklärung der Regierung Nigers. Die Regierung wolle nun unter der Leitung der Ministerien für Bergbau, Sicherheit, Hochschulbildung und Justiz eine Untersuchung einleiten, um die Umstände der Entdeckung und des Verkaufs zu klären, heißt es in dem Statement.

"Die riesige, trockene Region Agadez ist schwer zu überwachen", heißt es in der Erklärung weiter. Es bestünden demnach "Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Exports". Es würden nun die Umstände der Entdeckung und des Verkaufs untersucht. "Obwohl Niger noch keine spezifischen Gesetze zu Meteoriten hat, verlangen Länder wie Marokko deren Rückgabe, wenn sie auf ihrem Territorium gefunden werden", betont die Regierung ausdrücklich.

Professor Paul Sereno von der Universität in Chicago, der seit Jahrzehnten in der Sahara nach Dinosaurierknochen sucht, ist davon überzeugt, dass gegen nigrisches Recht verstoßen wurde. Als Gründer der Organisation NigerHeritage setzt er sich für die Rückgabe des kulturellen und natürlichen Erbes Nigers ein. Auf einer Insel im Fluss Niger, der durch die Hauptstadt Niamey fließt, ist ein Museum geplant, um diese Artefakte auszustellen. "Das Völkerrecht besagt, dass man einem Land nicht einfach etwas wegnehmen kann, das für sein kulturelles Erbe wichtig ist," ist Sereno überzeugt. "Wir haben die Kolonialzeit hinter uns gelassen."

Sotheby's will Fall untersuchen

Ein Sprecher des renommierten Auktionshauses Sotheby's erklärt daraufhin: "Wie bei allen von uns verkauften Gegenständen waren alle relevanten Dokumente während des gesamten Transports in Ordnung und entsprachen den bewährten Verfahren und den Anforderungen der beteiligten Länder."

Hinsichtlich der Beschwerden von Nigers Regierung betont er: "Wir prüfen die uns vorliegenden Informationen im Hinblick auf die aufgeworfene Frage."

Quelle: ntv.de

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