Ausschuss stimmt zu O.J. Simpson kommt frei
20.07.2017, 20:56 Uhr
O.J. Simpson kann wieder ein Leben in Freiheit planen. Ein Justizausschuss setzt die Reststrafe der Verurteilung wegen eines Raubüberfalls zur Bewährung aus. Der inzwischen 70-Jährige war 2008 schuldig gesprochen worden.
Der frühere amerikanische Football-Star O.J. Simpson darf vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Ein Begnadigungsausschuss entschied im US-Bundesstaat Nevada, dass er das Gefängnis im Oktober auf Bewährung verlassen dürfe. Simpson hatte zuvor in einer Anhörung für seine frühzeitige Entlassung aus der Haft geworben. Der 70-Jährige reagierte emotional und bedankte sich mehrfach.
Er war 2008 von einem Gericht wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung zu einer Mindeststrafe von neun Jahren verurteilt worden. 2007 war er zusammen mit mehreren Komplizen bewaffnet in ein Hotelzimmer in Las Vegas eingedrungen und hatte zwei Sammler von Fan-Artikeln gezwungen, ihm persönliche Erinnerungsstücke zu geben. In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Jahren entschuldigte er sich für den Vorfall. "Es tut mir leid, dass die Dinge so ausgegangen sind, wie sie sind" erklärte er. Er habe niemals ein Verbrechen verüben wollen. "Es tut mir leid."
Vier Mitglieder des Ausschusses befragten den 70-Jährigen zu den Umständen des Raubüberfalls. Simpson erklärte, er habe bei dem Vorfall niemals mit einer Waffe auf jemanden gezielt oder Drohungen ausgesprochen. "In keiner Weise oder Form habe ich ihnen etwas Böses gewollt." Entschieden fügte er hinzu, dass es sich bei den Memorabilien um sein Eigentum gehandelt habe. Eines der beiden Opfer des Überfalles, Bruce Fromong, bestätigte diese Angaben im Zuge der Anhörung. Zudem entlastete er Simpson von dem Vorwurf des Waffeneinsatzes. "O.J. hat mich niemals mit einer Waffe bedroht", sagte der Mann, der sich als langjährigen Freund des früheren Stars bezeichnete. "Wenn er mich morgen anrufen und sagen würde, dass er entlassen wurde, würde ich mich ins Auto setzen und ihn abholen", sagte er. Das zweite Opfer des Überfalls, Alfred Beardsley, ist 2015 gestorben.
In dem Verfahren von 2008 ging es nicht um den Tod von Simpsons Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freund Ronald Goldman. Simpson war 1994 beschuldigt worden, die beiden mit Messerstichen getötet zu haben. 1995 stand der einstige Football-Star, der auch in den "Nackte Kanone"-Filmkomödien der 80er und 90er Jahre mitspielte, deswegen vor Gericht. In dem als "Prozess des Jahrhunderts" bekannt gewordenen Verfahren wurde er trotz anscheinend erdrückender Beweislast letztendlich freigesprochen.
Tochter verliest emotionales Plädoyer
In einem emotionalen Plädoyer bat Arnelle Simpson, die älteste Tochter, vor dem Gremium um die Entlassung ihres Vaters. "Die Menschen können sich nicht vorstellen, was wir in den letzten neun Jahren durchgemacht haben", sagte die 48-Jährige. "Wir wollen einfach nur, dass er nach Hause zu seiner Familie kommt." Der inzwischen im Ruhestand lebende Staatsanwalt David Roger, der 2008 den Prozess gegen Simpson geleitet hatte, sprach sich im Vorfeld für eine Begnadigung des prominenten Straftäters aus. "Der Mann hat für einen Raub lange genug gesessen, ich gehe davon aus, dass er begnadigt wird", sagte er im Gespräch mit US-Medien.
In seinem weiteren Leben wolle er soviel Zeit wie möglich "mit meinen Kindern und Freunden" verbringen, sagte der in ein blaues Häftlingshemd gekleidete Simpson. Die Entscheidung für seine vorzeitige Freilassung wurde dann von den vier anwesenden Mitgliedern des Ausschusses einstimmig getroffen. Dabei kam Simpson zugute, dass er vor seiner Verurteilung vor zehn Jahren keine Vorstrafen hatte und ihm die Gefängnisbehörde von Nevada gute Führung attestierte.
Simpsons juristische Scherereien sind nach der Haftentlassung aber womöglich nicht vorbei. Nachdem er in dem Strafprozess um den Mord an seiner zweiten Ehefrau Nicole Brown und deren Begleiter Ron Goldman freigesprochen worden war, hatte es noch einen Zivilprozess zu dem Mordfall gegeben. Darin wurde Simpson zur Zahlung von 33,5 Millionen Dollar (nach heutigem Wert: 29 Millionen Euro) an die Hinterbliebenen der Mordopfer verurteilt. Die Summe hat er bislang nicht gezahlt.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP