"Untererfassung der Infektionen" PCR-Testflaute erhöht Corona-Dunkelziffer
06.08.2022, 11:19 Uhr
Anfang des Jahres zählte das RKI rund 2,5 Millionen PCR-Tests pro Woche, im Juli waren es nur noch knapp 900.000.
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Die offizielle Zahl der Corona-Fälle ergibt sich in Deutschland aus PCR-Test-Ergebnissen. Weil aber immer mehr Menschen nur noch zu Antigentests greifen, vermuten Amtsärzte eine beträchtliche Dunkelziffer. Diese sei bis zu dreimal so hoch wie die offiziellen Zahlen, schätzt Expertenrats-Mitglied Nießen.
Weil immer weniger Menschen einen PCR-Test machen, gehen Deutschlands Amtsärztinnen und Amtsärzte davon aus, dass die Zahl der Corona-Infektionen weitaus höher ist als offiziell angegeben. Die Corona-Dunkelziffer sei etwa zwei- bis dreimal so hoch wie die offiziellen Zahlen, schätzt der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖDG), Johannes Nießen, nach Angaben der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Dass sich immer mehr Menschen zwar einem Antigentest unterziehen, aber keinen PCR-Test mehr durchführen würden, führe zu "einer Untererfassung der Infektionen", erläuterte Nießen, der auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzt.
Die amtliche Summe der Corona-Fälle ergibt sich aus den gemeldeten positiven PCR-Tests abzüglich der Verstorbenen. "Nur ein Teil derjenigen, die einen positiven Schnelltest haben, machen zur Bestätigung auch einen PCR-Test", bestätigte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. "Allein deswegen schon ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen." Dem Bericht zufolge registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) in der Woche ab dem 18. Juli lediglich 890.000 PCR-Tests. Zu Spitzenzeiten im Januar und März dieses Jahres seien es rund 2,5 Millionen Tests pro Woche gewesen.
Das RKI verzeichnet derzeit täglich mehrere zehntausend Corona-Infektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mit 417,2 aber deutlich unter dem Wert der Vorwoche (578,1). Neben dem Testverhalten können jedoch auch Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 31.228.314 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa/AFP