Körperlich schwach, aber klar Papst Benedikt XVI. "wird weniger"

Vor einem Jahr besucht der emeritierte Papst seinen Bruder Georg, kurz bevor dieser stirbt. Es war ein Herzenswunsch der Ratzinger-Brüder, sich noch einmal zu sehen. Nun ist Benedikt selbst sehr schwach, sein Privatsekretär nennt es "ein Wenigerwerden".
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist seinem Privatsekretär zufolge körperlich sehr schwach geworden. Die Kräfte des 94-Jährigen hätten stark abgenommen, erläutert Erzbischof Georg Gänswein in einem Interview des Medienportals "Vatican News". "Es ist einfach ein Wenigerwerden, sozusagen, und das gehört, wie man in Bayern sagt, zum Absterben dazu", erklärte Gänswein.
Im Kopf sei Benedikt XVI. eindeutig klar, leider werde seine Stimme aber immer schwächer. Josef Ratzinger, wie Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heißt, trat am 28. Februar 2013 als Papst zurück. Seitdem lebt er zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Der gebürtige Oberbayer aus dem Ort Marktl feiert am kommenden Dienstag den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe. An dem Tag sollen Gänswein zufolge auch sechs Sänger der Regensburger Domspatzen für ein kleines Konzert zu Besuch kommen.
Anlässlich des Jahrestags eröffnete nahe dem Vatikan am Freitag eine Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Videos aus dem Priesterleben Ratzingers. Vor einem Jahr noch reiste Benedikt XVI. überraschend nach Regensburg, um von seinem im Sterben liegenden Bruder Georg Ratzinger Abschied nehmen zu können. Die Brüder standen sich sehr nahe. Als es Georg Ratzinger - einst Domkapellmeister bei den Regensburger Domspatzen - schlechter ging und er nicht mehr zu Benedikt in den Vatikan fliegen konnte, machte sich der jüngere Bruder auf den Weg nach Regensburg. Benedikt habe seinen Bruder noch einmal sehen und nicht zu spät kommen wollen. Die Begegnung sei ein Herzenswunsch der beiden gewesen. Der fast erblindete Ratzinger hatte die Ankunft Benedikts so sehnsüchtig erwartet, dass er alle paar Minuten auf seinen Wecker drückte, um sich die Uhrzeit ansagen zu lassen.
Vier Tage lang blieb Benedikt, wohnte im Priesterseminar und besuchte zweimal täglich seinen Bruder am Krankenbett - stets begleitet von seinem Privatsekretär Georg Gänswein und einem Tross an Polizeiautos. Es war nach 14 Jahren der erste Besuch Benedikts in seiner früheren Heimatstadt. Die Freude darüber war dem hochbetagten Mann deutlich anzusehen, wenngleich der Anlass für die Reise ein trauriger war. Am 1. Juli starb sein Bruder im Alter von 96 Jahren. Die Trauerfeier im Regensburger Dom verfolgte Benedikt via Livestream im Internet. Sein Privatsekretär Gänswein verlas im Dom unter Tränen einen Brief Benedikts, in dem dieser dafür dankte, "dass ich in den letzten Tagen seines Lebens noch einmal mit ihm zusammen sein durfte".