Bat "es nirgendwo zu melden" Johannes Paul ll. soll Missbrauchsfälle vertuscht haben
07.03.2023, 14:48 Uhr (aktualisiert)
Einen Priester soll Johannes Paul ll. sogar weiterempfohlen haben, obwohl er über dessen Taten informiert war.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Viele haben es wohl schon vermutet: Einem Bericht zufolge hat der spätere Papst Johannes Paul ll. von Missbrauchsfällen in Polen gewusst. Statt zu handeln, soll er die Täter lediglich versetzt haben. Ein Priester nennt die Enthüllungen "revolutionär".
Der verstorbene Papst Johannes Paul II. soll einem polnischen Medienbericht zufolge vor seiner Papstwahl Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Polens vertuscht haben. In seiner Zeit als Kardinal und Bischof von Krakau habe Karol Wojtyla von Pädophilie-Fällen gewusst, berichtete der Privatsender TVN unter Berufung auf Recherchen des Journalisten Marcin Gutowski. Dem Bericht zufolge soll Wojtyla Priester seiner Diözese, über deren Taten er informiert war, in andere Gemeinden versetzt haben, um Skandale zu vermeiden. Einer der Priester wurde demnach vom späteren Papst nach Österreich geschickt.
Kardinal Wojtyla habe für ihn ein Empfehlungsschreiben an den Wiener Kardinal Franz König geschrieben, ohne diesen über die Vorwürfe gegen den Priester zu informieren. Gutowski sprach für seine Recherchen mit Opfern pädophiler Priester, deren Angehörigen und ehemaligen Angestellten der Diözese. Er stützte sich auch auf Dokumente der ehemaligen kommunistischen Geheimpolizei SB und Dokumente der Kirche. Die Diözese Krakau habe ihm allerdings den Zugang zu ihren Archiven verweigert, sagte der Journalist.
Bat darum, die Vorfälle "nirgendwo zu melden"
Die katholische Kirche in Polen hatte sich bereits in der Vergangenheit geweigert, Dokumente herauszugeben - selbst an die Justiz oder an eine öffentliche Kommission, die Missbrauchsfälle untersuchte. Ein Zeuge, der anonym bleiben wollte, bestätigte, er habe Kardinal Wojtyla persönlich von pädophilen Handlungen eines Priesters im Jahr 1973 berichtet. "Wojtyla wollte zuerst sichergehen, dass es sich nicht um Bluff handelt", sagte der Zeuge. "Er sagte, er würde sich darum kümmern und bat, es nirgendwo zu melden."
Thomas Doyle, ein ehemaliger katholischer Priester aus den USA, nannte die Enthüllungen des Journalisten "revolutionär". Sie zeigten, "was viele Menschen schon seit Jahren vermutet haben: dass Johannes Paul II. von diesem Problem wusste, bevor er Papst wurde", sagte der Experte für Kirchenrecht, der als einer der Ersten über Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche in den USA berichtet hatte.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 06. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, lar/AFP