Gefährdete TraditionPariser Bistros fordern Kulturerbe-Status

Die Pariser Bistros und Terrassen sind ein bedeutender Teil des Charmes der Stadt. Nun fordert eine Interessenvertretung den entsprechenden Schutz der Cafés. Denn sie haben es immer schwerer - auch wegen steigender Mieten.
Die Pariser Bistros wollen immaterielles Kulturerbe der Unesco werden. Im Mai gründete sich eine Interessenvertretung unter dem Gastronom Alain Fontaine, selbst Besitzer eines Cafés im 2. Arrondissement in Paris. "Unsere Bistros sind bedroht und müssen entsprechend geschützt werden", sagte Fontaine. Die Bistrots und Terrassen von Paris seien "familiäre Orte und stehen für eine echte Volkskultur", heißt es in dem Antrag, der dem französischen Kulturministerium übergeben werden soll. Präsident Emmanuel Macron hatte im Januar bereits angekündigt, sich für die Aufnahme des berühmten Stangenweißbrots Baguette auf die Liste einzusetzen.
Bei den französischen Bistros handelt es sich um kleine Lokale, die den ganzen Tag bis tief in die Nacht geöffnet haben und oft einfache, traditionell französische Gerichte anbieten. Sie gelten als beliebter Treffpunkt von Einheimischen und Touristen, die hier morgens ihren Kaffee, abends ein Glas Wein trinken und sich miteinander austauschen. Seit der Eröffnung des ersten Pariser Cafés, dem "Procope", in der Mitte des 17. Jahrhunderts, sind sie ein etablierter Teil der Pariser Kultur. Sie empfingen einst auch Gäste wie Ernest Hemingway oder Pablo Picasso.
Viele Schwierigkeiten
Doch in den zurückliegenden 20 Jahren ging die Zahl der klassischen Pariser Bistros um die Hälfte zurück, berichtete die Vereinigung zur Unesco-Einschreibung. Laut ihres Präsidenten Fontaine leiden die traditionell kleinen Betriebe unter der rapiden Erhöhung der Mietpreise in der französischen Hauptstadt. Auch das Aufkaufen durch größere Gastronomieketten und andere Betreiber, die die Bistros in Schnellrestaurants oder Imbisse umwandeln, nannte Fontaine als einen Grund für den Rückgang. Zudem hätten die Attentate vom 15. November 2015, bei denen unter anderem einige Cafés und Außenterrassen beschossen wurden, den Pariser Bistros Schaden zugefügt. Die Zahl der Besucher war aus Angst vor weiteren Attentaten stark zurückgegangen.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo teilte via Twitter mit, die Lokale seien "ein wesentlicher Bestandteil des Charmes und der Identität von Paris". Die im Rathaus für Handel und Selbstständige verantwortliche Olivia Polski versicherte, Hidalgo unterstütze das Vorhaben. Auch zahlreiche weitere französische Persönlichkeiten wie der Schauspieler Jacques Weber oder die Schauspielerin Yolande Moreau sprachen ihre Unterstützung für den Plan aus.