Panorama

Totalversagen wegen Treibstoffmangels Pilot ließ Tankstopp aus

Die Ermittlungen zur Absturzursache werden noch Monate in Anspruch nehmen.

Die Ermittlungen zur Absturzursache werden noch Monate in Anspruch nehmen.

(Foto: dpa)

"LaMia 933", das Unglücksflugzeug von Kolumbien, war unmittelbar vor dem Absturz ohne Treibstoff. Eine angepeilte Notlandung gab es nicht mehr. Möglicherweise traf der Pilot eine fatale Fehlentscheidung.

Nach dem Flugzeugunglück in Kolumbien mit 71 Toten verdichten sich Hinweise auf Treibstoffmangel als Absturzursache. Kolumbianische Medien veröffentlichten den Mitschnitt eines Funkspruchs, mit dem der Pilot der Unglücksmaschine den Kontrollturm am Flughafen alarmierte. "Flug Lamia 2933 hat Totalversagen, totales elektronisches Versagen, kein Treibstoff", sagt Pilot Miguel Quiroga den Berichten zufolge.

Bereits zuvor habe der Pilot den Kontrollturm darum gebeten, wegen "Treibstoffproblemen" bei der Erteilung der Landegenehmigung bevorzugt zu werden, geht aus dem Mitschnitt weiter hervor. Eingangs des Funkverkehrs bittet die Lotsin den Piloten, wegen einer anderen Maschine im Landeanflug noch sieben Minuten zu warten. "Ich habe eine Maschine unter Ihnen im Anflug... Wie viel Zeit können Sie in Ihrem Anflug bleiben, Lima-Mike-India?", fragt die Fluglotsin.

"Wir haben einen Treibstoff-Notfall", antwortet der Pilot laut Mitschnitt. Nur kurz schickt der Kapitän drängend hinterher: "Ich bitte um sofortige Landeerlaubnis Lima-Mike-India." Darauf folgt der alarmierende Funkspruch: "Flug Lamia 2933 hat Totalversagen, totales elektronisches Versagen, kein Treibstoff". Als Antwort erhält er, dass die Landebahn "frei" sei sowie die Warnung vor Nässe auf der Piste wegen Regens. "Feuerwehr alarmiert." Dann folgt noch ein kurzer Wortwechsel, in dem der Pilot nach Koordinaten für die Landung fragt und seine Flughöhe durchgibt - in diesem Moment noch rund 2700 Meter. Dann bricht der Funkkontakt ab.

Keine Zwischenlandung in Bogotá

Bolivianische Medien hatten zuvor unter Berufung auf den Vertreter der Fluggesellschaft Lamia, Gustavo Vargas, berichtet, das Flugzeug hätte zwischen dem Start im bolivianischen Santa Cruz und der Landung im kolumbianischen Medellín noch einmal in Bogotá zwischenlanden und tanken müssen. Der Pilot sei aber der Meinung gewesen, dass der Treibstoff reiche.

Die Blackbox mit Flugdatenschreiber und Stimmrekorder sei in "perfektem Zustand", sagte der Chef der Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Es könne aber mindestens sechs Monate dauern, bis es gesicherte Erkenntnisse über die Absturzursache gebe.

Die Chartermaschine vom Typ British Aerospace 146 war in der Nacht zum Dienstag in den Bergen im Nordwesten Kolumbiens abgestürzt. An Bord der Maschine war fast die gesamte Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense. Die Sportler waren auf dem Weg zum Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Rivalen Atlético Nacional. Nur sechs Menschen überlebten das Unglück, darunter drei brasilianische Fußballspieler.

"Am Boden zerstört"

In der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Chapecó versammelten sich am Mittwochabend (Ortszeit) zehntausende Fans im Stadion des Clubs Chapecoense Real, gleichzeitig fand eine Trauerfeier im Stadion von Atlético Nacional statt. Zur selben Stunde hätte am Mittwochabend das Hinspiel des Finals stattgefunden. Wo eigentlich ausgelassenes Public Viewing stattfinden sollte, flossen nun Tränen. Beide Sportstätten waren bis auf den letzten Platz mit weiß gekleideten Trauernden gefüllt.

"Chapecó ist keine große Stadt", sagte Lehrerin Aline Fonseca. Die Spieler seien bekannte Gesichter gewesen, die auf der Straße zu treffen gewesen seien. "Die Stadt ist am Boden zerstört", sagte die 21-Jährige. Zum Wochenende werden die ersten überführten Toten in Chapecó erwartet.

Quelle: ntv.de, Rosa Sulleiro, AFP

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