Ermittlungen gegen Beamte Polizei ließ Betrunkenen fahren - zwei Tote
21.08.2020, 20:37 Uhr
Die Beamten führten mehrere Tests durch, einen Atemalkoholtest verweigerte der Fahrer aber.
(Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild)
Mit mehr als zwei Promille im Blut baut ein Autofahrer Anfang August in Mecklenburg-Vorpommern einen schweren Unfall - zwei Menschen sterben. Kurz zuvor war der Unfallfahrer kontrolliert worden, ohne dass die Beamten etwas merkten. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei.
In Norddeutschland haben Anfang August zwei Polizisten einen Betrunkenen weiterfahren lassen, der anschließend einen Unfall mit zwei Toten baute. Wie der "Nordkurier" berichtet, ermittelt nun die Kriminalpolizei Lübeck gegen die beiden Beamten. Die hatten demnach den 28-jährigen Brandenburger in der Nacht vom ersten auf den zweiten August nahe Lübeck kontrolliert und dabei nicht mitbekommen, dass er stark alkoholisiert war. Anschließend war dieser auf der A 20 mit hoher Geschwindigkeit auf ein anderes Auto aufgefahren - ein 45-Jähriger und seine 19 Jahre alte Beifahrerin starben dabei. Der 28-Jährige blieb unverletzt. Bei ihm wurden anschließend demnach 2,11 Promille Atemalkohol festgestellt.
Die Beamten hätten angegeben, dass der Mann bei der Kontrolle lediglich einen übermüdeten Eindruck gemacht habe. Er habe gesagt, seit 48 Stunden nicht geschlafen zu haben. Auch das hatte demnach außer einer Ermahnung zu einer Pause keine Konsequenzen. Einen Alkoholtest habe der Mann verweigert. Die Beamten hätten aber mehrfach die Umgebungsluft gemessen und das entsprechende Gerät auch direkt vor das Gesicht des Mannes gehalten. Alkohol sei nicht nachgewiesen worden, hätten die Beamten ausgesagt, so die Zeitung.
Sie hätten zudem mit dem Fahrer gesprochen, mehrfach das Thema gewechselt - der Brandenburger habe keine Probleme gehabt zu folgen. Auch sein Gang sei sicher gewesen. Im Auto seien keine alkoholischen Getränke gewesen. Da die Beamten bei ihrer Kontrolle keinen Verdacht schöpften, hätten sie es dabei belassen. Der spätere Unfall ereignete sich laut "Nordkurier" zwischen Wismar und dem Kreuz Wismar in Richtung Stettin in Mecklenburg-Vorpommern. Noch habe es keine Konsequenzen gegen die beiden Polizisten gegeben, die ihn weiterfahren ließen.
Die Polizei soll sogar durch einen anderen Verkehrsteilnehmer auf den späteren Unfallfahrer aufmerksam gemacht worden sein, zitiert die Zeitung die Staatsanwaltschaft Lübeck. Dieser sei Schlangenlinien gefahren, wie der Zeuge beobachtete, der daraufhin die Polizei anrief. Der Anrufer habe später angegeben, dem Wagen auf Wunsch der Polizei gefolgt zu sein, bis der auf einem Parkplatz an der Autobahn bei Lübeck angehalten sei. Dorthin seien die Beamten gekommen und hätten mit der Kontrolle begonnen. Dem Bericht zufolge ging der Zeuge davon aus, dass der betrunkene Autofahrer aus dem Verkehr gezogen wurde, was aber nicht geschah - stattdessen sei er vorgeladen worden, weil die Polizei interne Ermittlungen gegen die beiden fraglichen Beamten eingeleitet hatte.
Quelle: ntv.de, vpe