Höchststand seit 1999 Polizeischüsse töten dieses Jahr besonders viele Menschen
29.10.2024, 07:34 Uhr Artikel anhören
Bislang sind 17 Menschen gestorben.
(Foto: picture alliance / Maximilian Koch)
So viele Menschen wie schon lange nicht mehr sind in diesem Jahr durch Polizeischüsse gestorben. Manche Kugeln treffen Terroristen, viele andere vor allem Menschen in psychischen Ausnahmesituationen und psychisch Erkrankte. Erst vor Kurzem wird in Hessen eine 20-Jährige getötet.
Polizeibeamte haben im Dienst in diesem Jahr bereits deutlich mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den Vorjahren. Nach einer Auswertung von Polizeiberichten starben seit Januar bundesweit 17 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei. Einer von ihnen war der 18-jährige Österreicher, der am 5. September auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen hatte, bevor er von der Polizei getötet wurde.
In der Mehrheit der anderen Fälle fielen die tödlichen Schüsse in Situationen, in denen die Beamten auf Männer oder Frauen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Menschen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.
Laut einer Statistik der Fachzeitschrift "Bürgerrechte & Polizei" gab es letztmalig 1999 eine so hohe Zahl von Menschen, die von der Polizei erschossen wurden. Damals starben im gesamten Jahr 19 Menschen. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.
Frau in Supermarkt getötet
Für Schlagzeilen sorgte in diesem Jahr unter anderem der Fall einer 31-Jährigen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Die Polizei teilte später mit, sie sei schon vorher auffällig geworden und dreimal von der Polizei in einer Psychiatrie untergebracht worden. Polizeibekannt sei die Münchnerin auch wegen Betäubungsmitteldelikten gewesen.
Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige am vergangenen Donnerstag. Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe "zum Verwechseln ähnlich" war.
"Die Gewaltkriminalität in der Gesellschaft hat zugenommen", erklärt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, die gestiegene Zahl der Einsätze mit tödlichem Ausgang. Kriminologen sei bekannt, dass sich diese Entwicklung auch negativ auf gewaltsame Angriffe auf polizeiliche Einsatzkräfte auswirke. Vor diesem Hintergrund seien Polizistinnen und Polizisten gezwungen, "in eskalierenden Einsatzsituationen konsequent den Angriff zu unterbinden".
Quelle: ntv.de, rog/dpa