1300 Feuerwehrleute im Einsatz Portugals Waldbrände wüten weiter
21.07.2019, 20:57 Uhr
2017 sterben mehr als hundert Menschen bei Waldbränden in Portugal. Nun kämpfen im Zentrum des Landes wieder über tausend Feuerwehrleute gegen die Flammen - und können ihr Ausbreiten doch nicht verhindern. Die Behörden prüfen, ob sie durch Brandstiftung ausgelöst wurden.
In einem der größten Feuerwehreinsätze in der Geschichte Zentralportugals kämpft die Region gegen mehrere verheerende Waldbrände. Ein gefährlicher Waldbrand im Zentrum Portugals hat sich dennoch weiter ausgebreitet. 1300 Feuerwehrleute und 400 Fahrzeuge sind in der Region Castelo Branco im Einsatz. Am gefährlichsten ist die Lage in der Gemeinde Vila de Rei. Dort erstreckt sich das Feuer über 25 Kilometer. Etwa 20 Menschen erlitten Verletzungen.
"Wegen des schwer zugänglichen Terrains haben wir es bislang nicht geschafft, den Brand bei Vila de Rei unter Kontrolle zu bringen", sagte ein Sprecher des portugiesischen Zivilschutzes. Die Ursache für die Waldbrände in der Region werde noch ermittelt, sagte Portugals Innenminister Eduardo Cabrita bei einer Pressekonferenz. Auch ob es sich um Brandstiftung handele, werde geprüft. "Es ist seltsam. Wie kann es sein, dass fünf so große Brände in so nah beieinander gelegenen Regionen ausbrechen konnten?", betonte Cabrita.
Der Brand in der Bergregion des Bezirkes Castelo Branco sei erst zu 60 Prozent eingekesselt, obwohl der Wind abgeflaut sei, sagte der regionale Einsatzleiter Luis Belo Costa. Allein in Vila de Rei waren 800 Feuerwehrleute mit 245 Fahrzeugen und 13 Löschflugzeugen und -hubschraubern im Einsatz. Ein Zivilist wurde durch die Flammen schwer verletzt und per Hubschrauber in die 200 Kilometer südlich gelegene Hauptstadt Lissabon gebracht. Außerdem erlitten acht Feuerwehrleute Verletzungen bei den Löscharbeiten. Präsident Marcelo Rebelo de Sousa erklärte in einer Mitteilung seine "Solidarität mit den Hunderten, die gegen die Flammen kämpfen".
Mehrere kleine Ortschaften waren über Nacht vorsorglich evakuiert worden. Sollte sich die Situation verschlimmern, könnten die Bewohner weiterer Dörfer ihre Häuser verlassen müssen, teilte der Zivilschutz mit. In der Kleinstadt Vila de Rei wurde demnach eine Feldküche eingerichtet, die bis zu 600 Menschen versorgen kann.
Strukturelle Probleme begünstigen Waldbrände
Zwei weitere Waldbrände, die am Samstag ausgebrochen waren, konnten über Nacht unter Kontrolle gebracht werden. In fünf Regionen im Zentrum und Süden Portugals gilt jedoch weiterhin die höchste Waldbrandwarnstufe. Dabei befinden sich die Temperaturen unter der Schwelle von 41 Grad, bei der normalerweise die höchste Alarmstufe ausgerufen wird.
Die Bergregion im Zentrum Portugals wird regelmäßig von Waldbränden heimgesucht. Bei zwei verheerenden Bränden im Sommer und im Herbst 2017 starben dort 114 Menschen. Grund für das hohe Waldbrandrisiko sind auch strukturelle Probleme. Die Region leidet unter Landflucht. Viele Felder, Wiesen und Wälder werden nicht mehr bewirtschaftet. Stattdessen wird Eukalyptus angebaut, der in der Papierproduktion verwendet wird. Die schnell wachsenden Bäume sind ein lukratives Geschäft, aber sehr leicht entzündlich.
Dem Europäischen Waldbrand-Informationssystem (EFFIS) zufolge sind zwischen Januar und April dieses Jahres in Europa bereits mehr als 250.000 Hektar Land durch Waldbrände zerstört worden. Während der gesamten Waldbrand-Saison im Jahr 2018 waren es nur 181.000 Hektar.
Quelle: ntv.de, ftü/AFP