Panorama

Prozess wird wieder aufgenommenHat der Ex-Freund getötet oder gemordet?

20.04.2022, 13:59 Uhr (aktualisiert)
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Der Angeklagte steht mit Handschellen im Verhandlungssaal im Landgericht Deggendorf. (Foto: picture alliance/dpa)

Ein junger Mann ersticht seine Ex-Freundin, versteckt die Tote in der Wohnung und flüchtet mit dem gemeinsamen Sohn nach Spanien. Später gesteht er die Tat und wird wegen Totschlags schuldig gesprochen. Doch nun gibt es Zweifel an dem Urteil, der Prozess wird neu aufgenommen.

Der Prozess um den gewaltsamen Tod einer jungen Frau aus Niederbayern wird vor dem Landgericht Deggendorf neu aufgerollt. Das Wiederaufnahmeverfahren gegen den inzwischen 28 Jahre alten Ex-Freund des Opfers begann am Mittwoch (19. April) um 9.00 Uhr. Der Mann war im November 2017 vor dem Landgericht Passau wegen Totschlags an der 20 Jahre alten Mutter seines kleinen Sohnes zu zwölf Jahren Haft rechtskräftig verurteilt worden. Jetzt ist der Mann wieder wegen Mordes angeklagt.

Bereits im ersten Verfahren lastete die Staatsanwaltschaft dem Mann Mord an. Er hatte die Tötung der Frau gestanden. Unklar geblieben war jedoch, ob er sie im Schlaf umgebracht hatte - was das Mordmerkmal der Heimtücke bedeutet hätte. Die Richter verurteilten den Mann dann wegen Totschlags.

Zwei Verurteilungen wegen Falschaussage

Für ein Wiederaufnahmeverfahren bedarf es spezieller Voraussetzungen, etwa ein Ersturteil, das möglicherweise auf der Falschaussage eines Zeugen beruht. Das ist hier nach Justizangaben der Fall. Zwei Freunde des Angeklagten hatten im ersten Prozess falsch ausgesagt und sind dafür 2019 wegen falscher uneidlicher Aussage vor dem Amtsgericht Passau verurteilt worden.

Das Landgericht Deggendorf kam zu dem Schluss, es sei nicht auszuschließen, dass die Richter 2017 ohne die Falschaussagen ein Mordurteil gesprochen hätten, und ließ die Wiederaufnahme zu. Für das Verfahren mit Dutzenden Zeugen sind zunächst zehn Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte Anfang Juni fallen.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 19. April 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

PassauMord und TotschlagProzesse