Verteidiger kritisiert BeweiseProzess um Mord an Jäger beginnt

Weil er einen Jäger ermordet haben soll, steht in Karlsruhe ein 30-Jähriger vor Gericht. Zum Prozessauftakt gibt sich der Angeklagte sehr selbstbewusst - seine mutmaßlichen Helfer sind dagegen bereits teilweise geständig.
Drei Männer verbergen ihre Gesichter hinter Aktenordnern, der Hauptangeklagte blickt vor Beginn des Mordprozesses offen in die Kameras. Sein Auftritt vor dem Schwurgericht in Karlsruhe könnte den Eindruck vermitteln, er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen den 30-Jährigen und drei mitangeklagte Männer sind schwer: Der Hauptangeklagte soll einen 50 Jahre alten Jäger aus Birkenfeld am Abend des 29. August 2018 ermordet haben.
Erst habe er sein Opfer gewürgt, dann auf den Mann eingestochen und ihn schließlich mit einem Fußtritt gegen den Kopf getötet, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklageschrift. Ein Waldarbeiter fand die Leiche des Jägers Anfang Oktober 2018 zwischen Pforzheim und Tiefenbronn. Hintergrund sei ein Streit um Waffengeschäfte. Mit einem Komplizen habe der 30-Jährige mehr als 20 Gewehre, andere Waffen und Munition aus dem Haus des Jägers geraubt. Die Beute ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Außerdem geht es bei der Anklage um weitere schwere Straftaten, darunter ein geplanter, aber nicht ausgeführter Mord und Vergewaltigung.
Der Verteidiger des Angeklagten, der im Alter von acht Jahren mit seiner Familie aus Sizilien nach Deutschland gekommen war, spricht von viel Fantasie bei der Staatsanwaltschaft. Weder die Staatsanwältin noch er seien bei den Geschehnissen dabei gewesen: "Wir wissen, dass die Beweise sehr bescheiden sind." Sein Mandant, ein junger Mann mit gepflegter Erscheinung, Brille und Sakko, äußert sich lediglich zu seinen persönlichen Verhältnissen. "Ich bin froh, dass wir hier anfangen können", sagt er in selbstbewusstem Ton. Er wolle nach mehreren Monaten Untersuchungshaft gerne zur Familie zurück und seine Arbeit wieder aufnehmen. "Ich hätte gerne, dass dieser Alptraum zu Ende geht."
Mitangeklagte wollen aussagen
Zum Prozessauftakt berichtete der Angeklagte zunächst von seinem Schulbesuch, dem Realschulabschluss und seinem Berufswunsch Polizist - den er aber nicht realisieren konnte. Stattdessen habe er Autoverkäufer gelernt und sich dann mit eher schlecht bezahlten Jobs über Wasser gehalten. Am Ende habe er selbstständig gearbeitet und dabei Schulden beim Finanzamt und der Krankenversicherung angehäuft.
Die Mitangeklagten im Alter von 26, 27 und 42 Jahren, darunter ein griechischer Staatsbürger, sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft teilweise geständig und gegen Auflagen frei. Sie kündigten an, sich im Laufe des Prozesses zumindest zu ihren persönlichen Verhältnissen zu äußern. Bis zum 13. September sind 21 Verhandlungstage vorgesehen. Nach bisherigen Planungen werden 41 Zeugen und acht Sachverständige gehört.