Hoher Rabatt für Dienstwagen? RBB nimmt ARD-Chefin Schlesinger in Schutz
29.07.2022, 18:09 Uhr
Steht derzeit in der Kritik: ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger.
(Foto: picture alliance/dpa)
Einem Medienbericht zufolge soll ARD-Chefin Schlesinger einen hohen Rabatt für ihren Dienstwagen bekommen haben. Dass dabei etwas nicht mit rechten Dingen abgelaufen sein soll, weist ihr Sender, der RBB, zurück. Kritik gibt es vom Deutschen Journalisten-Verband.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat neue Vorwürfe gegen Senderchefin Patricia Schlesinger rund um die Beschaffung und Nutzung ihres Dienstwagens zurückgewiesen. Ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen Senders teilte mit: "Hinweise darauf, dass der Wagen unter regelwidrigen Umständen angeschafft wurde oder genutzt wird, gibt es aus Sicht des RBB nicht." Der gesamte Beschaffungsvorgang sei im Haus transparent behandelt worden.
Kritik an Schlesinger gab es unter anderem von Frank Überall, dem Vorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes. Er forderte gegenüber ntv mehr Transparenz ein. "Ich meine, das ist mittlerweile eine moralische, aber auch berufsethische Frage." Schlesinger müsse schnellstens für Aufklärung sorgen. "Im Moment scheint das noch mit etwas angezogener Handbremse zu laufen", so Überall. Für ihn passe nicht zusammen, dass "auf der einen Seite heftige Verhandlungen zum Beispiel über den Bestandsschutz von freien Mitarbeitenden geführt werden, auf der anderen Seite aber dann diese Dinge ungeklärt sind - das geht so nicht".
Zuvor hatte der "Business Insider" berichtet, dass dem RBB ein hoher Rabatt für den Dienstwagen gewährt worden sei. Das Online-Medium führte auch ein Orientierungsangebot eines Autoherstellers an, in dem der Gesamtwert von rund 145.000 Euro genannt und Ausstattung wie Sitze mit Massage-Funktion angeboten worden sein soll. Der Artikel legte die Frage nahe, ob die Annahme von großen Sonderkonditionen zu Werbezwecken eines Autoherstellers mit einer internen Dienstanweisung des Senders kollidieren könnte.
"Rabatte nehmen wir auch in Anspruch"
Der RBB-Sprecher teilte weiter mit: "Die Dienstwagen der Intendantin werden vom ersten Tag an durch die zuständige Abteilung Einkauf beschafft, die selbstverständlich den besten möglichen Preis aushandelt. Rabatte nehmen wir dabei auch in Anspruch, natürlich nicht im Geheimen, sondern zu den Konditionen, die uns angeboten werden." Laut "Business Insider" soll Schlesinger ihren Dienstwagen mit Chauffeur auch für private Zwecke genutzt haben. Der Sender erläuterte: "In der Vereinbarung zum Dienstwagen für die Intendantin heißt es: 'Der RBB stellt der Intendantin Frau Schlesinger einen Dienstwagen mit Fahrer/Fahrerin zur dienstlichen und privaten Nutzung zur Verfügung.'"
Schlesinger, die derzeit auch die Vorsitzende der ARD-Gemeinschaft ist, sieht sich seit Wochen unterschiedlichen Vorwürfen ausgesetzt, "Business Insider" hatte den Fall ins Rollen gebracht. Es geht dabei im Kern um die Frage, ob die Senderchefin und der Senderchefkontrolleur miteinander einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von Interessen gepflegt haben könnten. Dabei spielen Beraterverträge für ein RBB-Bauprojekt und Aufträge für Schlesingers Ehemann bei der Messe Berlin eine Rolle. Der RBB-Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf ist zugleich Chefaufseher der landeseigenen Messe. Beide wiesen die Vorwürfe zurück. In den Häusern laufen Untersuchungen. Wolfs RBB-Amt ruht in der Zeit und das Bauprojekt liegt auf Eis.
Schlesinger zog auch wegen einer Gehaltserhöhung um 16 Prozent auf 303.000 Euro Kritik auf sich. Inzwischen zeigte sie sich offen dafür, noch einmal mit dem Verwaltungsrat darüber zu sprechen. Unmut gab es auch wegen dienstlicher Abendessen, die Schlesinger in ihrer Funktion als RBB-Intendantin in ihrer Berliner Privatwohnung veranstaltete. Eine Anzeige der AfD zum RBB-Fall blieb indes ohne Folgen. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat entschieden, auf Grundlage der konkret gestellten Anzeige zum jetzigen Zeitpunkt keine Ermittlungen aufzunehmen.
Quelle: ntv.de, ses/dpa