Steigende Corona-Fallzahlen RKI nennt Lage "sehr besorgniserregend"
04.11.2021, 20:55 Uhr
Das RKI führt derzeit 135 aktive Ausbrüche in Pflege- und Altenheimen auf.
(Foto: dpa)
Die Zahl der Neuinfektionen erreicht einen Negativrekord, das Fallaufkommen in allen Altersgruppen steigt: Das Robert-Koch-Institut betrachtet die aktuelle Corona-Lage mit größer werdender Sorge. Der aktuelle Wochenbericht der Behörde deutet auf einen negativen Trend bei einigen Pandemie-Indikatoren hin.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft das Risiko für die Gesundheit von unvollständig oder nicht geimpften Menschen in der Corona-Pandemie als "sehr hoch" ein. Die Bewertung wurde verschärft, wie aus dem aktuellen Wochenbericht des Instituts hervorgeht. "Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt", heißt es weiter. Noch vor einer Woche war das Risiko im Bericht für Ungeimpfte als "hoch" und das Risiko für Geimpfte als "moderat" beschrieben worden.
Die aktuelle Entwicklung der Lage sei "sehr besorgniserregend", heißt es nun. Es sei zu befürchten, dass "es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden können, sollten nicht rasch allgemeine, nichtpharmakologische Maßnahmen - wie das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands, die Kontaktreduktion, das Lüften - zu einer deutlichen Reduktion der Übertragungen führen".
Rekordwert bei Neuinfektionen
Eine solche Reduktion der Ansteckungen ist im Moment nicht zu beobachten - im Gegenteil: Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in der 43. Kalenderwoche (KW) - 25. bis 31. Oktober - im Vergleich zur Vorwoche erneut deutlich in allen Altersgruppen. Laut RKI gab es in der KW 43 einen sprunghaften Anstieg vor allem in der Altersgruppe zwischen 10 und 14 Jahren. Dort kletterte die Fall-Inzidenz von 240 auf über 350 pro 100.000 Einwohner.
Doch auch hochbetagte Menschen, denen mit nachlassendem Impfschutz ein schwerer Covid-19-Verlauf droht, sind momentan stark von Ansteckungen mit Sars-CoV-2 betroffen. Das RKI zählte allein im aktuellen Wochenbericht 135 aktive Ausbrüche in Pflege- und Altenheimen. In der Vorwoche waren es 122, davor 78. In der Altersgruppe Ü80 stieg die Inzidenz auf 95,9.
Bundesweit liegt das Fallaufkommen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche laut RKI bei 154,5. Das Institut meldete am Morgen einen Rekordwert von 33.949 Neuinfektionen - so viele wie bisher noch nie im Verlauf der Pandemie. Offen ist, inwiefern der Feiertag Allerheiligen eine Rolle bei der Erfassung der Daten und einer entsprechenden Verzerrung spielt. Der bisherige Rekord lag bei 33.777 Fällen am 18. Dezember 2020.
Jeder achte Labortest fällt positiv aus
Das RKI betont allerdings weiter, dass alle hierzulande verfügbaren Impfstoffe "nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung" schützten. Unter den gemeldeten Fällen - also bei den positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Menschen - sei jedoch der Anteil vollständig Geimpfter in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Er liege mittlerweile in der Altersgruppe der Menschen ab 60 bei über 60 Prozent. "Dieser Anteil muss jedoch in Zusammenschau mit der erreichten hohen Impfquote in dieser Altersgruppe interpretiert werden", heißt es - laut Statistik sind es über 85 Prozent.
Der Anteil positiv getesteter Proben unter den in den Laboren durchgeführten PCR-Tests steigt ebenfalls kontinuierlich an. Wie aus dem RKI-Wochenbericht hervorgeht, lag der Wert in der 43. KW bei 12,24 Prozent. In der Vorwoche waren es 10,90 Prozent. Ein ähnlich hohes Niveau hatte es zuletzt Mitte April gegeben. Gleichzeitig stieg zuletzt die Zahl der durchgeführten Tests. Wurden in der KW 42 noch 905.175 Tests in den Daten überliefernden Laboren durchgeführt, waren es in der vergangenen KW 43 bereits 1.140.368.
In den vergangenen Wochen kam es zu einem deutlichen Anstieg bei der Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Vom 27. Oktober bis 3. November seien fast 460 Erkrankte hinzugekommen, so das RKI. Laut aktuellem DIVI-Intensivregister sind nun insgesamt 2332 Betroffene in Behandlung. Das höchste Risiko für eine Krankenhauseinweisung hat nach wie vor die Altersgruppe der über 80-Jährigen, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Das RKI schreibt, auch für Geimpfte und Genesene sei es wegen des hohen Infektionsdrucks wichtig, die Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckungen einzuhalten - "auch bei Veranstaltungen oder Treffen unter 3G- und 2G-Bedingungen!" Es gehe auch darum, andere Krankheitserreger auszubremsen. Das RKI nimmt wegen der erfassten Rate akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland an, dass Kontakte, bei denen die Erreger übertragen werden, wieder so häufig vorkommen wie in den zwei Wintern vor der Pandemie. "Dies unterscheidet sich deutlich vom gleichen Zeitraum 2020."
Quelle: ntv.de, fzö/dpa