Panorama

"Ihr seid doch Spinner" Rettungswagen-Ansage an "Corona-Rebellen"

Eine "Corona-Rebellin" bei einer Demo in München.

Eine "Corona-Rebellin" bei einer Demo in München.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

Die Besatzung eines Rettungswagens sagt den Düsseldorfer "Corona-Rebellen" per Lautsprecher die Meinung. Die Demonstranten sind entrüstet, das Video des Vorfalls geht viral. Die anschließende Entschuldigung der Feuerwehr ist eigentlich gar keine.

Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht und Martinshorn eine Straße entlang. Als er sich einer Kundgebung von selbsternannten "Corona-Rebellen" nähert, wird die Sirene kurz abgestellt und aus dem Mikrofon ertönt eine deutliche Ansage: "Ihr seid doch Spinner". "Boah, das war ja asozial", entfährt es einer Demonstrantin, und weiter: "Hast Du das gefilmt?". Ihr unsichtbar bleibender Ansprechpartner hat gefilmt.

Vier Tage später geht das Video, das im Düsseldorfer Stadtteil Unterbilk aufgenommen wurde, viral. Hunderttausendfach wird es bei TikTok, Twitter und anderen Netzwerken geklickt. Statt Empörung gibt es für die Sanitäter aber jede Menge Applaus. Die meisten, die das Video kommentieren, sind der Meinung: die Rettungswagenbesatzung hat Recht.

Passiert ist der Zwischenfall am vergangenen Sonntag, die Düsseldorfer "Corona-Rebellen" hatten sich am Nachmittag zu ihrem allwöchentlichen Autokorso versammelt. Laut Selbstbeschreibung handelt es sich bei ihnen um einen "losen Zusammenschluss von kritischen Bürgern, die Zweifel an Härte, Dauer und Ausführung" der Corona-Maßnahmen haben. "Corona-Leugner" wollen sie nicht sein, auf ihren Kundgebungen erscheinen sie aber zumindest als Verharmloser, die der Meinung sind, das Virus lasse sich durch ein starkes Immunsystem ausbremsen. Außerdem machen sie Stimmung gegen Masken und angebliche "Zwangsimpfungen".

Sorry, not sorry

Sanitäter, die seit nunmehr einem Jahr mit Covid-19-Patienten zu tun haben und auch selbst in ständiger Angst leben, sich anzustecken, haben für solche Ansichten womöglich wenig übrig. So liest sich zumindest die Stellungnahme der Düsseldorfer Feuerwehr zu dem Vorfall. Der Rettungswagen habe sich gerade auf dem Weg zu einer Intensivverlegung befunden. "Die Äußerung über die Lautsprecheranlage des Fahrzeugs ist unangemessen und spiegelt nicht die Professionalität wider, die wir von allen Mitarbeitenden erwarten", heißt es in dem Statement.

Es habe sich wohl um eine Reaktion "aus einer sehr belastenden Situation heraus gehandelt", so die Feuerwehr weiter. Die Rettungsdienst-Mitarbeiter erlebten die Corona-Pandemie nun seit mehr als zwölf Monaten hautnah und erführen dabei, wie schlimm und gefährlich die Krankheit sei. Daher teilten sie die Auffassung der Demonstranten nicht.

Der betreffende Mitarbeiter, der die Durchsage machte, konnte den Angaben zufolge noch nicht ermittelt werden. "Es handelt sich dabei um einen Mitarbeitenden von einem unserer Partner im Rettungsdienst. Die Organisation wurde informiert und wird den Sachverhalt intern zunächst aufklären", hieß es. Und am Ende folgte noch eine elegante Nicht-Entschuldigung: Es sei bedauerlich, "wenn sich Demonstranten durch die Durchsage in ihrer freien Meinungsäußerung eingeschränkt gefühlt haben".

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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