Panorama

Mehr Fälle erwartetSchon 13 Tiere an Schweinepest verendet

18.09.2020, 22:22 Uhr
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Mitarbeiter von Forstwirtschaft und Jägerschaft durchsuchen ein Feld nach Wildschweinkadavern. (Foto: picture alliance/dpa)

In Brandenburg wird der erste Fall der Afrikanischen Schweinepest bestätigt. Eine Woche später sind es schon ein Dutzend mehr. Die Landesregierung verstärkt die Suche nach weiteren verendeten Wildschweinen. Bauern und Jäger werfen den Behörden indes Versagen vor.

In Brandenburg ist die Zahl der an der Afrikanischen Schweinepest verendeten Wildschweine auf 13 gestiegen. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut, habe sechs weitere Fälle bestätigt, teilte das Verbraucherschutzministerium in Potsdam mit. Die Fundorte der Wildschwein-Kadaver lagen demnach in dem bereits als gefährdet eingestuften Gebiet um den ersten Fundort im Landkreis Spree-Neiße.

"Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere infizierte Wildschweine finden", erklärte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher. Bei der Suche nach Kadavern sind demnach geschulte Such- und Bergungsteams sowie Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Drohnen im Einsatz. Ab Montag kommen Hundestaffeln aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz hinzu.

Seuchenfreie Pufferzone eingerichtet

Um das gefährdete Gebiet herum haben die betroffenen Landkreise nach Angaben des Ministeriums inzwischen eine rund 2300 Quadratkilometer große Pufferzone eingerichtet, die als seuchenfrei gilt. In dieser Pufferzone soll nun unter anderem verstärkt nach Kadavern gesucht werden.

Brandenburger Landwirte und Jäger werfen den Behörden Versagen beim Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest vor. "Wir fordern einen gemeinsamen und zentralen Krisenstab, der auch mit Kompetenzen ausgestattet sein muss", sagte Landesbauernpräisdent Henrik Wendorff. Derzeit seien die drei Landkreise Spree-Neiße, Oder-Spree und Dahme-Spreewald zuständig und deren Kompetenzen endeten jeweils an der Kreisgrenze. Das Wissen und die Pläne von Landesbauern- und Jagdverband zur Eindämmung seien bislang nicht gefragt worden. "Ich erwarte am Montag einen Anruf von einer von der Landesregierung berufenen Person, die künftig die Arbeit aller Behörden und beteiligten Ministerien koordiniert", forderte er.

Seuche für Hausschweine tödlich

Wichtig seien Handlungsempfehlungen und Unterstützung bei der Durchführung der Maßnahmen, sagte Dirk Henner-Wellersdorf, Präsident des Landesjagdverbandes. "Wir wollen helfen, müssen aber wissen, wo und wie." Er kritisierte die aus Sicht der Jäger dilettantisch in die Landschaft gestellten Zäune, die für Wildschweine leicht zu überwinden seien. "Wir hätten erwartet, dass wirksame feste Wildschutzzäune bereits stehen", sagte er. Es sollten mindestens 1,50 Meter hohe Doppelgitterstäbe sein, die etwa 50 Zentimer in der Erde verankert seien, hieß es.

Für Menschen ist die Schweinepest ungefährlich, für Haus- und Wildschweine hingegen ist die Seuche tödlich. Landwirte fürchten bei einer Ausbreitung große wirtschaftliche Schäden. Unter anderem China verbot bereits als Reaktion auf den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland in der vergangenen Woche den Import von Schweinefleisch aus Deutschland.

Seit Herbst 2019 waren mehrere Fälle von Afrikanischer Schweinepest in Westpolen bekannt geworden. Außerdem wurde die Tierseuche unter anderem schon im Baltikum, in Bulgarien und Rumänien sowie in Belgien nachgewiesen.

Quelle: ntv.de, chf/AFP

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