Panorama

Staatsanwalt unterschlug AlibiSchwarzer saß unschuldig in Todeszelle

10.06.2015, 07:57 Uhr
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In den USA sterben jährlich zahlreiche Inhaftierte durch die Giftspritze. (Foto: picture alliance / dpa)

12 Jahre verbringt Alfred Dewayne Brown in einer texanischen Todeszelle, seinem "Hundezwinger". Nun kommt heraus: Er saß zu Unrecht. Brown ist längst kein Einzelfall, Dutzenden US-Bürgern erging es in den vergangenen Jahren ähnlich.

Nach zwölf Jahren in einer texanischen Todeszelle ist ein 33-jähriger Schwarzer als Unschuldiger aus der Haft entlassen worden. "Ich bin als Unschuldiger hierher gekommen und ich gehe als Unschuldiger wieder heraus", erklärte Alfred Dewayne Brown nach seiner Entlassung. Er sei "sicher, dass es viele andere wie mich gibt".

Sein Leben im Todestrakt verglich Brown mit einem "Hundezwinger". Er habe nicht einmal seine Tochter sehen können, die bei seiner Inhaftierung erst zwei Jahre alt war.

Brown war 2005 wegen des Mordes an einem Polizisten und an einem weiteren Menschen bei einem Bankraub 2003 schuldig gesprochen worden. Er hatte immer seine Unschuld beteuert. Seit 2007 hatten Browns Anwälte zahlreiche Beweise gesammelt, die nahelegten, dass der tödliche Überfall von einem anderen Mann begangen worden war. Dennoch kam es zu keinem DNA-Test an dem Verdächtigen.

Zur Tatzeit befand sich Brown allein in der Wohnung seiner Freundin. Ein Telefonat, das er geführt hatte, kurz nachdem er von dem Bankraub erfahren hatte, belegte aber, dass er die Tat nicht begangen haben konnte. Diese Information gab die Staatsanwaltschaft aber nicht an Browns Verteidiger weiter. Die Freundin hatte offenbar unter Druck eines Beamten der Polizei von Houston - einem Kollegen des getöteten Beamten - gegen Brown ausgesagt, diese Aussage aber später widerrufen.

Nach Angaben des Zentrums für die Information über die Todesstrafe (DPIC) haben sich damit in den vergangenen vier Jahrzehnten in den USA bereits 154 zum Tode Verurteilte als unschuldig erwiesen. Der Fall Brown sei "ein weiteres beunruhigendes Beispiel der typischen Verhaltensweisen der Polizei und der Anklage, die zu oft bei Todesstrafen vorkommen", erklärte DPIC-Direktor Robert Dunham.

Missouri tötet Doppelmörder

Im US-Bundesstaat Missouri wurde indes ein verurteilter Doppelmörder hingerichtet. Der 48-jährige Richard Strong, der im Jahr 2000 seine Lebensgefährtin und ihre Tochter erstochen hatte, starb im Gefängnis in Bonne Terre durch eine Giftspritze, wie der Sender KTVI berichtete.

Wenige Stunden zuvor hatte das Oberste Gericht in Washington einen Antrag seiner Anwälte auf Aussetzung der Exekution abgelehnt. Die überlebende heute 14-jährige Tochter des Mannes wollte nicht, dass ihr Vater stirbt. Sie habe sich mit ihrem Vater versöhnt und ihn regelmäßig im Gefängnis besucht, argumentierte sie. Es war die vierte Hinrichtung in Missouri in diesem Jahr.

In 19 von insgesamt 50 US-Bundesstaaten ist die Todesstrafe inzwischen abgeschafft. Elf weitere Staaten verzichten zudem auf Hinrichtungen, ohne das Gesetz offiziell außer Kraft gesetzt zu haben. Die Todesstrafe wird in den USA für Kapitalverbrechen und Mord unter erschwerenden Tatumständen wie Raub oder Vergewaltigung verhängt. In einigen Bundesstaaten werden Landesverrat, Drogendelikte, Sexualstraftaten und Entführungen mit dem Tod bestraft.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa

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