Frischer Wind in der Liebe Wie man langweilige Sexroutinen durchbricht


Nach einiger Zeit zu zweit wird das Liebesleben langweilig. Das kann stören, muss aber nicht.
(Foto: Annette Riedl/dpa)
Egal wie verliebt man zu Beginn ist, irgendwann verliert der Sex an Reiz. Der Körper des anderen ist vertraut, die Berührungen vorhersehbar, wie eine hundertfach einstudierte Choreografie. Sexualtherapeutin Dr. Beatrice Wagner erklärt, wie es dann gelingt, frischen Wind ins Sexleben zu bringen.
Wer frisch zusammen ist, kann kaum die Finger voneinander lassen. Mit der Zeit nimmt die Häufigkeit von Sex in der Beziehung allerdings ab und Paare finden Routinen. "Da wissen sie schon: Wenn er mich da anfasst und sie dann das tut, folgt danach das und das", erklärt Sexualtherapeutin Beatrice Wagner im Gespräch mit ntv.de. Nach etwa einem Jahr Beziehung schlafen Paare laut einer Studie der Universität Hamburg-Eppendorf im Schnitt noch einmal die Woche miteinander.
Denn mit der Dauer einer Beziehung verschiebt sich der Regler auf der Zufriedenheitsskala von Quantität zu Qualität - wenn es nicht zu selten wird. Doch auch die Qualität kann zum Problem werden, wenn es langweilig wird. "Wenn nichts Neues mehr zu erwarten ist, dann wird es langweilig und Langeweile ist der Gegner von Lust", sagt Wagner.
Routinen müssen nicht langweilig sein
Zunächst sind Routinen aber nichts Schlechtes. Sie geben Sicherheit, denn Paare haben gelernt, was dem anderen zuverlässig gefällt. Welche Berührungen der Partner oder Partnerin besonders mögen, wissen wir mit der Zeit und das spreche für die Beziehung, so die Paarberaterin. "Das ist einfach so als Muster abgespeichert und entlastet uns damit", erklärt sie.
Zudem schaffen Routinen eine vertraute Nähe. "Wenn man sich mal längere Zeit nicht gesehen hat und sich dann wieder in den Arm nimmt und merkt, wie der Partner darauf reagiert, fühlt sich das vertraut und schön an", erklärt die Therapeutin. Generell sind Routinen im Bett also nicht problematisch, es sei denn einer oder beide Partner sind unzufrieden mit ihrem Sexleben.
Die Abwechslung machts
Rund ein Fünftel der Deutschen ist unzufrieden mit ihrem Sexleben - je höher das Alter der Befragten, desto größer die Unzufriedenheit, zeigt eine Umfrage der Dating-App Parship. Ein Grund für die Unzufriedenheit ist Langeweile zwischen den Laken, dabei lässt sich schon mit kleinen Kniffen frischer Wind ins Sexleben bringen.
Um die intime Zeit zu zweit aufregender zu gestalten, müssen die bekannten Muster durchbrochen werden. "Man sollte sich selbst immer ein bisschen was einfallen lassen. Am besten schon vor dem Sex, das fördert auch die Vorfreude", erklärt Wagner. Das können Kleinigkeiten sein, die die Routine durchbrechen, etwa den Partner an anderen Stellen berühren und dann die Reaktion auf diese neue Berührung abwarten. Wer ideenlos ist, kann sich im Netz oder in Büchern kleinere Tricks abschauen.
Aufregende Fantasien teilen
Nicht immer reichen die kleinen körperlichen Veränderungen aus, um einen großen Effekt im Bett zu haben. Doch es gibt weitere Möglichkeiten, ohne die eigene Komfortzone allzu weit zu verlassen. "Man kann auch sehr gut mit Fantasien arbeiten", sagt Wagner. "Gemeinsam malt man sich Szenarien aus, die man vielleicht selbst nie machen würde, weil es unangenehm oder nicht passend ist." Das habe mehrere Vorteile, denn zum einen sei es sehr anregend, zum anderen lernen sich die Partner noch besser kennen.
"Viele denken sich zum Beispiel, wie schön es wäre, eine dritte Person im Bett zu haben, würden das aber nicht machen wollen", erzählt die Sexualtherapeutin aus ihrer Therapieerfahrung. In solchen Fällen sei das gemeinsame Ausmalen der Vorstellung sehr anregend. "Der Clou ist, zu überlegen, wie man eine Person im Restaurant oder im Club ansprechen würde und wie es dann weitergehen würde", sagt sie. Danach könnte der gemeinsame Sex zu zweit ablaufen wie immer, sei aber durch das anregende Vorspiel dennoch aufregender.
Sex-Kritik nur konstruktiv
Sollte der Partner oder die Partnerin zunächst überfordert mit dem Wunsch nach Abwechslung sein, empfiehlt die Expertin ein vorsichtiges Gespräch außerhalb des Bettes. "Dabei würde ich nicht einfach sagen: Unser Sex ist langweilig geworden. Das klingt so vernichtend", erklärt Wagner. Besser wäre eine positive und vor allem konstruktive Formulierung mit einem konkreten Vorschlag. "Wir könnten uns mal wieder was total Neues einfallen lassen. Was hältst du davon?", empfiehlt sie. "Es muss auf jeden Fall etwas Mitreißendes haben."
Es sei wichtig, den Partner auch nach vielen gemeinsamen Jahren nicht aus den Augen zu verlieren. "Achtsamkeit ist so wichtig, also sich auch zu vergegenwärtigen, mit wem ich da Sex habe", erklärt Wagner. "Das ist kein Sexroboter, sondern ein Wesen, mit dem ich mir ganz nah komme." Paare glauben in langen Beziehungen, den anderen in- und auswendig zu kennen. Dem sei nicht so und das müsse man sich auch im Hinblick auf das Sexleben bewusst machen. Es gibt auch mit langjährigen Partnern und Partnerinnen noch Spannendes und Neues zu erleben.
Quelle: ntv.de