Mädchen durch Schuss verletztSilvester-Schütze muss ins Gefängnis

An Silvester feuert ein 69-Jähriger mehrere Schüsse in eine Menschenmenge in Salzgitter. Eine Zwölfjährige wird dabei schwer verletzt. Nun verurteilt ihn das Landgericht wegen versuchten Totschlags zu einer Haftstrafe.
Weil er ein Mädchen mit einem Schuss an Silvester schwer verletzt hat, ist ein 69-Jähriger aus Salzgitter zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Braunschweig sah den Vorwurf des versuchten Totschlags mit gefährlicher Körperverletzung als erwiesen an.
Die Zwölfjährige hatte mit ihrer Familie am Neujahrsmorgen 2018 vor ihrem Haus gestanden und das Feuerwerk beobachtet, als die Kugel sie traf. Das Kind trug einen Lungen- und Rippendurchschuss davon und leidet noch heute unter den Folgen.
Der Schütze hatte aus dem Fenster seines Cafés auf der anderen Straßenseite mehrere Schüsse aus einer Pistole abgefeuert. Ein Motiv dafür, dass der Verurteilte mit einer illegalen halbautomatischen Neun-Millimeter-Pistole mehrfach schoss, konnte die Strafkammer während der sieben Verhandlungstage nicht feststellen.
Zum Prozessauftakt hatte der Mann die Tat aber bedauert - und beteuert, er habe nur in die Luft, nicht in die Menschenmenge schießen wollen. Strafmildernd wertete das Gericht sein Geständnis mit "aufrichtiger Reue" sowie die eingeschränkte Steuerungsfähigkeit des 69-Jährigen, der an dem Abend Alkohol getrunken hatte und unter anderem unter schweren Durchblutungsstörungen leidet.
"Silvester ist kein Freifahrtschein"
Bei einer salvenartigen Schuss-Serie traf er die Schülerin. Er habe den Tod des Mädchens billigend in Kauf genommen, sagte die Richterin. "Es war nur dem glücklichen Zufall zu verdanken, dass sie nicht tödlich getroffen wurde."
Die Eltern des Opfers traten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Ihnen gehe es vor allem darum, ihre Tochter zu schützen, sagte der Anwalt der Familie, Muammer Duran, nach der Urteilsverkündung. Der Familie sei wichtig, dass der Täter weiter in Haft bleibt. "Man darf in Deutschland nicht illegal eine Waffe besorgen und Silvester als Freifahrtschein für kriminelle Delikte betrachten", sagte Duran.
Ob der Verurteilte Revision einlegen wird, ist noch nicht entschieden. "Wir warten die schriftliche Urteilsbegründung ab", sagte sein Verteidiger Ekan Altun. Der Schütze überwies bereits einmal 3000 Euro und einmal 4000 Euro Schmerzensgeld für das Mädchen. Die Summe liegt auf dem Konto des Anwalts der Familie. Die Eltern sehen es Duran zufolge als "Blutgeld" an und haben sich noch nicht dazu durchgerungen, es zu akzeptieren.