Panorama

Wassermassen über Alpen erwartet So dramatisch sind 400 Liter Regen wirklich

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Vorbereitung auf Moldau-Hochwasser in Tschechien - von dort fließt es weiter in die Elbe.

Vorbereitung auf Moldau-Hochwasser in Tschechien - von dort fließt es weiter in die Elbe.

(Foto: dpa)

Tief "Anett" bringt enorme Mengen an Regen nach Österreich und Tschechien. Manche Modelle berechnen mehr als 400 Liter Niederschlag in drei Tagen. An der Ahr reichten 2021 schon 200 Liter innerhalb eines Tages für eine Katastrophe. Warum der Fall diesmal anders ist.

Es ist eine absolut außergewöhnliche Wetterlage: Tief "Anett" liegt über der Adria, nimmt über dem sehr warmen Meer enorme Mengen an Flüssigkeit auf und transportiert die über die Ostalpen nach Österreich, Tschechien und Polen.

Die Regenmengen sind gigantisch. Ein bedeutendes Wettermodell berechnet mehr als 400 Liter Regen pro Quadratmeter in der Region um St. Pölten in Österreich (430 Liter) und im Riesengebirge in Tschechien (470 Liter).

Was aber bedeuten 400 Liter Regen? Zunächst einmal fallen sie nicht innerhalb von 24 Stunden, sondern innerhalb von drei Tagen. Das ist natürlich immer noch unglaublich viel und wird ausreichen für Hochwasser, Überschwemmungen, volle Keller und Tunnel. Erdrutsche und Murenabgänge sind ebenfalls möglich.

An der Ahr reichten 2021 schon etwa 200 Liter innerhalb eines Tages, um eine Katastrophe auszulösen. Und die höchste je gemessene Regenmenge in Deutschland waren 312 Liter, die im August 2002 innerhalb von 24 Stunden in Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge niedergingen. Nun also mehr als 400 Liter?

Landschaft unterscheidet sich von der Ahr

Die Lage jetzt ist anders als damals an der Ahr. Das Relief, also die natürlichen Begebenheiten rund um St. Pölten in Niederösterreich, unterscheidet sich deutlich. An der Ahr schoss das Wasser durch ein enges Tal, der schmale Fluss musste all den Regen aufnehmen.

In St. Pölten wird das Wasser durch mehrere Flussläufe aufgenommen und schließlich zur Donau transportiert. Außerdem geht der Niederschlag in größeren Höhen der Alpen als Schnee nieder, wird dort zunächst gebunden und fließt nicht sofort ab. Das hilft der Donau, die zudem mit einem recht niedrigen Pegel aus Deutschland kommt, da es am Oberlauf der Donau relativ trocken bleibt.

Dennoch: Laut ntv-Meteorologen führt der Regen zu einer außergewöhnlichen Hochwasserlage. Die Regenmengen reichen für kleinräumige Überschwemmungen und möglicherweise Erdrutsche aus. In Wien wird ab Samstag oder Sonntag mit hohen Pegeln gerechnet.

Brücke in Dresden gefährdet

Anders ist die Lage in Tschechien. Das Wettermodell rechnet zwischen dem Riesen- und dem Altvatergebirge mit bis zu 470 Litern pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Jahresniederschlag von Berlin liegt bei 581 Litern. In Tschechien muss tatsächlich mit verheerenden Überschwemmungen, Bergrutschen und Schlammlawinen gerechnet werden.

Und: Die Elbe entspringt im Riesengebirge und wird all den Regen aufnehmen müssen. Außerdem ist es im Riesengebirge wohl zu warm für Schneefälle. Das Wasser wird also nicht gebunden. Somit werden die Pegel der Elbe stark ansteigen.

Ab Sonntag werden die Wassermassen nach Deutschland abfließen. Kritisch könnte es dann in Dresden werden, wo ein Teil der Carolabrücke am Mittwoch in die Elbe gestürzt war. Auch der restliche Brückenzug C sei akut einsturzgefährdet und könne nicht gehalten werden, teilte die Dresdner Feuerwehr mit. Das Hochwasser könne die Gefahr noch einmal erheblich verschärfen.

Quelle: ntv.de, osc/dpa

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