Panorama

Reichelt und der Machtmissbrauch Neue Vorwürfe gegen den Springer-Konzern

Wegen zahlreicher Vorwürfe musste Julian Reichelt schließlich gehen.

Wegen zahlreicher Vorwürfe musste Julian Reichelt schließlich gehen.

(Foto: imago images/Jörg Schüler)

Der Fall von Ex-"Bild"-Redakteur Reichelt sorgt auch im Ausland für Schlagzeilen. Laut einem Bericht der "Financial Times" soll der Springer-Konzern mehr von den Vorwürfen gegen Reichelt gewusst haben. Ein Sprecher von Springer beklagt ein "irreführendes Bild", das der Artikel zeichne.

Einem Zeitungsbericht zufolge sollen dem Springer-Konzern schwere Vorwürfe gegen Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt bereits vor einer Untersuchung bekannt gewesen sein. In einem ausführlichen Beitrag beschreibt die britische "Financial Times" einen zeitlichen Verlauf des Verhaltens der Konzernspitze rund um die internen Ermittlungen zu den Vorwürfen gegen Reichelt und stellt Bezüge her, ab wann die Führung etwas gewusst haben soll.

Wie es in dem Artikel heißt, soll der Konzern dabei im Kern mehr gewusst haben, als das Unternehmen nach außen dargestellt habe. Zudem sollen sich Springer-Chef Mathias Döpfner und Spitzenkräfte während der Ermittlungen und nach deren Abschluss für den Schutz Reichelts eingesetzt haben. Laut dem Bericht der "Financial Times" soll der Konzern zudem eine "Gegenuntersuchung" angeregt haben. Dem Blatt zufolge soll Springer einen externen Anwalt angestellt haben sowie eine Liste von Personen erstellt haben, gegen die ermittelt werden sollte. Ein Sprecher von Springer teilte auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur dazu mit: "Der Artikel zeichnet ein irreführendes Bild der Compliance-Untersuchung, der daraus gezogenen Konsequenzen, des gesamten Unternehmens und seiner Führung."

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Der Konzern hatte Mitte Oktober Reichelt von seinen Aufgaben an der Spitze von Deutschlands größtem Boulevardblatt entbunden. Im Frühjahr 2021 hatte es interne Ermittlungen - die Compliance-Untersuchung - zu Vorwürfen des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen gegeben.

Reichelt hatte zunächst eine zweite Chance bekommen und blieb an der Redaktionsspitze. Als dann Mitte Oktober ein Bericht der "New York Times" erschien und Presserecherchen des Investigativ-Teams der Ippen-Mediengruppe bekannt wurden, zog Springer einen Schlussstrich. Der Medienkonzern hatte das Ende so begründet: "Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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