Panorama

Dramatische Nacht im SchwarzwaldSt. Blasiens Kampf gegen Fluten und Geröll

05.01.2018, 10:27 Uhr
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Das Technische Hilfswerk pumpte überflutete Straßen in St. Blasien leer. (Foto: dpa)

Ruhig schläft in der vergangenen Nacht im Schwarzwald wohl kaum jemand. In der überfluteten Gemeinde St. Blasien etwa bahnen sich nach Erdrutschen Schlamm und Geröll einen Weg. Doch irgendwann können die Helfer aufatmen.

Die beschauliche Schwarzwaldstadt St. Blasien in Baden-Württemberg ist in der Nacht nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt - denn seit Tagen regnet es im Schwarzwald. Die milden Temperaturen, die das Tief "Christine" mitgebracht hat, sorgen dafür, dass die Schneemassen rasant schmelzen. Hänge drohten abzurutschen, die Feuerwehr ist seit Donnerstag pausenlos im Einsatz. Bürgermeister Adrian Probst spricht zunächst von etwa 25 Kellern, die voll Wasser gelaufen sind.

Am frühen Donnerstagabend spitzt sich die Lage dann dramatisch zu: In der Innenstadt staut sich das Wasser über 30 Zentimeter hoch und dringt über die Fenster in die Keller der Häuser ein. Die Bewohner eines ganzen Straßenzuges werden in Sicherheit gebracht, die Feuerwehr löst Großalarm aus. Aus dem ganzen Landkreis Waldshut werden Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Deutschem Rotem Kreuz, Bergwacht und von der DLRG alarmiert. Strömungsretter in Tauchanzügen, die normalerweise für den Rhein zuständig sind, rücken an. n

Auch im Ortsteil Menzenschwand wird die Lage immer ernster. In dem idyllisch gelegenen Dorf, umgeben von steilen Berghängen, leben rund 500 Einwohner. Riesige Wassermassen fließen nach Angaben von Bürgermeister Probst an den Häusern vorbei, Geröll und Schlamm bahnen sich ihren Weg. Feuerwehrmänner und die Helfer der DLRG begleiten die Menschen durch die Wassermassen und bringen sie in Sicherheit. Kinder werden auf Armen getragen, wichtige Utensilien eilig zusammengepackt und in Säcken verstaut.

Kurzfristig ist die Pater-Alfred-Delp-Halle in St. Blasien zum Nachtquartier umfunktioniert worden. Nach Angaben des Roten Kreuzes kommen rund 150 Menschen in dem Behelfsquartier unter und werden mit Decken und heißen Getränken versorgt. Parallel dazu laufen die ersten Aufräumarbeiten in den Orten an.

Erinnerungen ans Jahrhunderthochwasser

Der Wasserstand der Alb ist schnell gestiegen. "Das ging so rasant, und alle Menschen hatten das Jahrhunderthochwasser vom 15. Februar 1990 im Kopf", sagt der Bürgermeister - damals stand das Wasser bei drei Metern, Katastrophenalarm wurde ausgelöst. Auch in der vergangenen Nacht werden die drei Meter erreicht, und so überlegen die Retter erneut, den Katastrophenalarm auszurufen. Normalerweise hat der Fluss im Ortskern eine Höhe von einem Meter. 1990 hatte es einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe gegeben. Wie es 2018 aussieht, kann noch keiner sagen. Für den Freitag ist ein Hubschrauberflug mit einem Geologen geplant. "Wir müssen wissen, wie die Beschaffenheit der Berghänge aussieht", begründet Probst.

Am frühen Morgen atmen die Rettungskräfte auf. Gegen 2 Uhr hört der Regen auf. So schnell das Wasser der Alb gestiegen war, sinkt es auch wieder. Erleichterung bei den rund 250 Einsatzkräften. Die Aufräumarbeiten werden aber Tage, wenn nicht Wochen dauern. Ähnlich sieht es in anderen Schwarzwaldgemeinden wie Lenzkirch oder Titisee-Neustadt aus. Auch dort war die Feuerwehr zusammen mit Baggern in der Nacht unterwegs, um Abflüsse zu schaffen, künstliche Dämme zu bauen und Keller auszupumpen. Für das Wochenende haben die Meteorologen eine bessere Vorhersage: Am Samstag soll es trocken und mild bleiben.

Quelle: Patrick Seeger, dpa

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