Panorama

Polizistin kämpft um ihr Leben Täter griff "aus dem Nichts" an

Nach einem Notruf aus der S-Bahn der Linie 8 ist es an der Station in Unterföhring bei München zu einer Schießerei gekommen.

Nach einem Notruf aus der S-Bahn der Linie 8 ist es an der Station in Unterföhring bei München zu einer Schießerei gekommen.

(Foto: picture alliance / Peter Kneffel)

Bei einem Routineeinsatz am Bahnhof Unterföhring entreißt ein Angreifer einem Polizisten die Waffe. Die Situation eskaliert. Vier Menschen werden verletzt, eine junge Beamtin schwebt in Lebensgefahr. Wer ist der Mann, der hier schoss?

Schüsse fallen. Hubschrauber kreisen. Beamte werden zu einem Großeinsatz am Bahnhof Unterföhring bei München gerufen. Der erste Gedanke wie so oft in diesen Zeiten: War es Terror? Doch die Polizei kann zumindest das ausschließen. Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, sagt der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä.

Nach einer gewöhnlichen Schlägerei in der S-Bahn eskalierte die Situation demnach. Die Bilanz: vier Verletzte, darunter eine lebensgefährlich verletzte Polizeibeamtin. Es sei eine "sinnlose Tat" gewesen, so Andrä.

Gegen 8.20 Uhr am Dienstagmorgen seien mehrere Notrufe bei der Polizei eingegangen. Demnach gab es in der S-Bahn "eine Körperverletzung unter Fahrgästen". Eine Polizeistreife aus Ismaning rückt zu einem Routineeinsatz aus. Am Bahnsteig kommt es zur Konfrontation. Einer der Randalierer schubst einen Polizeibeamten, versucht, ihn ins Gleisbett zu stoßen. Es gibt eine Rangelei, beide gehen zu Boden.

Bei der Rangelei am Boden gelingt es dem mutmaßlichen Täter, die Dienstwaffe aus dem Holster - eine spezielle gesicherte Tasche - eines Polizisten zu ziehen. Laut Andrä kam der Angriff "aus dem Nichts". Mit der Waffe feuert er dann sofort mehrere Schüsse auf eine junge Beamtin ab. Die 26-Jährige wird lebensbedrohlich am Kopf verletzt, kann jedoch noch auf den Angreifer schießen.

Unklar ist laut Andrä derzeit noch, wer zuerst geschossen hat - der mutmaßliche Täter oder die Polizistin. Sicher ist jedoch, dass der 37-Jährige das Magazin der Dienstwaffe leer geschossen hat. Wie er die Waffe aus dem Holster reißen konnte, ist momentan noch Gegenstand der Ermittlungen. Denn zwar ist es laut Andrä üblich, dass ein Polizist die Waffe "im Einsatz immer geladen trägt". Doch sei diese besonders gut gesichert. Ob der Angreifer wusste, wie die mehrfache Sicherung zu lösen ist, muss noch geklärt werden.

Zwei Passanten, die aus der entgegenkommenden S-Bahn kommen, erlitten bei der Schießerei Durchschüsse am Arm und am Bein. Beide sind außer Lebensgefahr. Sie mussten operiert werden und sind derzeit im Krankenhaus.

Anlass der Schlägerei ist unklar

Wer ist der Mann, der hier schoss? Der 37-jährige Deutsche wurde in Bayern geboren. Er sei nicht im klassischen Sinne polizeibekannt, sagt Andrä, aber er habe der Polizei schon einmal Arbeit bereitet. Er wurde vor längerem mit einer "ganz kleinen Menge Cannabis" erwischt. Das Verfahren gegen ihn wurde laut Staatsanwaltschaft jedoch wegen Geringfügigkeit eingestellt. Wo der Verdächtige, der aus dem Oberland stammt, derzeit gemeldet ist, ist noch unklar. Ebenfalls unklar ist, ob der Angreifer einer Arbeit nachgeht und wenn ja, welcher.

Fest steht, dass jetzt gegen ihn ermittelt wird. Er soll "aus persönlichen Motiven" gehandelt haben. Ob er alkoholisiert war oder unter Drogen stand, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Über eine psychische Erkrankung sei nichts bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von versuchtem Mord aus und hat einen Haftbefehl beantragt. Der Täter wird operiert und konnte bislang nicht vernommen werden.

Anders als derzeit in sozialen Netzwerken spekuliert wird, habe ein angeblich am Bahnhof gefundener Personalausweis nichts mit dem mutmaßlichen Täter zu tun. Bei dem Vorfall waren zeitweise rund 200 Beamte im Einsatz. Denn der Täter konnte zunächst fliehen. Wenig später allerdings stellen ihn an einem nahegelegenen Bürogebäude Kräfte der Münchner Polizei und der Bundespolizei. Er sei durch die Schussverletzung bereits gehandicapt gewesen, sagt Andrä. Damit hat die 26-jährige Polizistin womöglich Schlimmeres verhindert.

Nun bangen die Kollegen um das Leben der Frau. "Wir hoffen, bangen und beten für unsere Kollegin", sagt Andrä. Das alles - warum? Der Anlass der Schlägerei ist unklar. Aber man darf vermuten: Wahrscheinlich vergleichsweise eher nichtig.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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