Panorama

Blackbox-Suche im Schwarzen Meer Taucher stoßen auf Rumpf der Tupolew

3500 Helfer, darunter 100 Taucher, suchen nach Überresten der Maschine.

3500 Helfer, darunter 100 Taucher, suchen nach Überresten der Maschine.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Noch immer ist ungeklärt, warum die Tu-154 am ersten Weihnachtsfeiertag kurz nach dem Start ins Schwarze Meer stürzte. Aufschluss könnte ein nun gefundenes großes Rumpfteil bringen.

Nach dem Absturz eines russischen Flugzeugs mit 92 Menschen über dem Schwarzen Meer haben Taucher offenbar ein großes Rumpfteil gefunden. Es liege etwa 1,6 Kilometer von der Küste vor dem Ort Adler bei Sotschi entfernt in 27 Meter Tiefe, meldeten russische Agenturen unter Berufung auf den Stab der Sucharbeiten.

"Es werden Vorbereitungen zur Bergung getroffen", sagte ein Sprecher. Ob auch weitere Tote gefunden wurden, wurde zunächst nicht bekannt. Die Maschine vom Typ Tupolew Tu-154 des russischen Verteidigungsministeriums war am Vortag kurz nach dem Start in Adler verunglückt. An Bord waren viele Sänger des Alexandrow-Armeechores, die zu einem Konzert nach Syrien fliegen sollten.

Bislang wurden elf Leichen geborgen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte. Die Suche nach Opfern und Trümmerteilen werde ausgeweitet. Die sogenannte Blackbox mit den aufgezeichneten Daten und Tonaufnahmen aus dem Cockpit wurde bislang noch nicht gefunden.

Kreml geht nicht von Anschlag aus

Die russische Fahne auf dem Kreml wehr auf Halbmast.

Die russische Fahne auf dem Kreml wehr auf Halbmast.

(Foto: AP)

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB bemühte sich unterdessen, wachsende Spekulationen über einen Terroranschlag zu dämpfen. Mögliche Ursachen seien Vogelschlag, schlechtes Kerosin, technisches Versagen oder ein Pilotenfehler, teilte die Behörde mit.

Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, die Version eines Anschlags werde nicht vertieft. Sie stehe "bei weitem nicht an erster Stelle". Zuvor hatte bereits Verkehrsminister Maxim Sokolow gesagt, dass sich die Untersuchungen auf technische Mängel oder einen Pilotenfehler konzentrierten.

Die Tupolew kam dem Verteidigungsministerium zufolge aus Moskau und war in Sotschi zwischengelandet, um aufzutanken. Zuletzt sei das Flugzeug im September gewartet worden, sagte General Igor Konaschenkow. Die letzte größere Reparatur war im Dezember 2014. Insgesamt habe die Maschine etwa 7000 Flugstunden hinter sich. Der Pilot sei erfahren gewesen. Der Nachrichtenagentur Interfax zufolge setzte das Flugzeug keinen Notruf ab. Das Wetter war gut.

Schiffe, Taucher, Hubschrauber, Drohne

Der letzte größere Vorfall mit einer TU-154 ereignete sich 2010 als eine polnische Regierungsmaschine mit dem damaligen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord im russischen Smolensk abstürzte. Neben Kaczynski kamen auch andere Regierungsmitglieder, Militärs und der Notenbankchef ums Leben. Das Flugzeugmodell mit drei Triebwerken stammt aus den 1970er Jahren und wird inzwischen nicht mehr gebaut.

Derzeit sind 3500 Helfer, darunter mehr als 100 Taucher, an der Suche nach weiteren Leichen, Trümmerteilen sowie dem Flugschreiber beteiligt. Zudem sind 39 Schiffe, fünf Hubschrauber und eine Drohne im Einsatz. Des Weiteren suchen Soldaten die Küste am Schwarzen Meer ab.

Präsident Wladimir Putin rief für Montag einen Tag Staatstrauer aus. Im Land wehten Flaggen auf Halbmast. Trauernde legten Blumen am Flughafen von Sotschi und vor dem Alexandrow-Ensemble in Moskau nieder. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck sprachen Putin ihr Mitgefühl aus. "Meine Gedanken und die meiner Landsleute sind bei den Hinterbliebenen der Opfer, denen wir Trost und Kraft wünschen und an deren Trauer wir teilnehmen", sagte Gauck.

Das russische Verteidigungsministerium bringt regelmäßig Musiker nach Syrien, um die dort stationierten Soldaten zu unterhalten. Von Latakia fliegt die russische Luftwaffe seit Ende 2015 Angriffe auf syrische Rebellen zur Unterstützung der Regierungstruppen. Russland ist der engste Verbündete von Syriens Präsident Baschar al-Assad.

Quelle: ntv.de

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