Kurdisches Newroz-Fest Tausende feiern in Türkei gegen Repression
21.03.2017, 20:25 Uhr
Bei dem kurdischen Neujahrsfest wurden auch Botschaften der inhaftierten HDP-Spitze verlesen.
(Foto: REUTERS)
In der Kurdenmetropole Diyarbakir feiern mehrere tausend Menschen das Neujahrsfest Newroz. Der Tag soll auch ein Zeichen des Widerstands sein. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen beklagen die Veranstalter einen Toten und mehrere Festnahmen.
Zehntausende sind in der Kurdenmetropole Diyarbakir zum kurdischen Neujahrsfest Newroz zusammengekommen. Während der Feierlichkeiten kam es nach Augenzeugenberichten vereinzelt zu Zusammenstößen. Ein Mann, der mit einem Messer die Veranstaltung in Diyarbakir stürmen wollte, wurde von der Polizei angeschossen und starb später an seinen Verletzungen.
Die Feier fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Bei kleineren Zusammenstößen mit der Polizei am Rande der Veranstaltung seien mehrere Demonstranten festgenommen worden, berichteten Augenzeugen. Vereinzelt sei Tränengas eingesetzt worden. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP nahmen rund 100.000 Menschen an der Feier teil.
Der HDP-Abgeordnete Imam Tascier berichtete von einem "sehr überschwänglichen" Fest. Das kurdische Volk habe gezeigt, "dass es keine Angst hat". Newroz sei ein "Tag des Widerstands" gegen Repressionen. Während der Feierlichkeiten wurden auch Botschaften der in Untersuchungshaft sitzenden HDP-Doppelspitze Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag verlesen. Darin riefen sie zu Frieden auf.
Schon vor dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 war die Immunität zahlreicher HDP-Abgeordneter aufgehoben worden. Demirtas und Yüksekdag wurden Anfang November wegen Terrorvorwürfen verhaftet.
Verbindung zur PKK
Die Gesänge und Tänze wurden immer wieder durch Hochrufe auf Öcalan unterbrochen. Die Veranstalter hatten dazu aufgerufen alles zu vermeiden, was als Propaganda für die PKK ausgelegt werden könnte.
Die kurdische Rebellengruppe kämpft seit 1984 für die Rechte der Kurden und gegen den türkischen Staat, in den 90er Jahren weitete sie ihre Aktivitäten erheblich aus. In Südostanatolien kontrollierte die PKK ganze Gegenden. Nach Öcalans Festnahme beruhigte sich die Lage teilweise, nachdem der PKK-Chef seine Organisation aus der Haft heraus zu einem Waffenstillstand aufrief.
Im Sommer 2015 zerbrach die Waffenruhe. Seither geht die türkische Armee im Südosten mit aller Härte gegen mutmaßliche kurdische Rebellen vor. Kritiker erheben den Vorwurf, dass die Armee dabei keine Rücksicht auf Zivilisten nimmt. Gerade am Newroz-Tag gibt es häufig Opfer unter Kurden. In der Stadt Cizre an der Grenze zu Syrien feuerten Soldaten 1992 in die Menge und töteten 50 Menschen. Insgesamt wurden bei dem Konflikt mehr als 40.000 Menschen getötet.
Türkische Regierungsvertreter sowie regierungsnahe Medien versuchen seit längerem systematisch, die HDP in die Nähe der PKK zu rücken. Tatsächlich unterhält die Partei Verbindungen zur PKK, doch setzt sie sich für einen Waffenstillstand und ein Ende des Blutvergießens ein. Etwa ein Dutzend HDP-Abgeordnete sitzen derzeit im Gefängnis.
Quelle: vni/dpa/AFP