Viele Anrufe im November Telefonseelsorge registriert mehr Gespräche
15.02.2021, 05:08 Uhr
Der Anteil der Menschen, die wegen Einsamkeit anriefen, habe sich um 20 Prozent erhöht, heißt es.
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In der Corona-Krise wenden sich deutlich mehr Menschen an die Telefonseelsorge als zuvor. Besonders viele Beratungsgespräche fallen in den November und auf Ostern. Der Chef des Sozialverbands befürchtet eine Verschärfung der Lage, sollte der Lockdown andauern.
Mehr Menschen wenden sich im Lockdown an die Telefonseelsorge. Im ersten Monat dieses Jahres seien mehr als 6200 Seelsorge- und Beratungsgespräche mehr geführt worden als im Vorjahreszeitraum, berichtet die "Bild"-Zeitung. Demnach hätten sich im Januar 87.144 Menschen an die Krisenhelfer gewandt.
Besonders groß war die Zunahme dem Bericht zufolge im November des vergangenen Jahres mit einem Plus von 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sowie in der Osterwoche mit einem Plus von 25 Prozent. Der Anteil der Menschen, die wegen Einsamkeit anriefen, habe sich um 20 Prozent erhöht.
"Die gesamte Gesellschaft steht zunehmend unter Druck", sagte der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Alfred Bauer, der Zeitung. Der Lockdown isoliere auch Gruppen, die unter normalen Umständen kaum Probleme mit Einsamkeit hätten: Schüler, Studenten, Azubis, Gastronomen und Alleinerziehende. Er warnte: "Wenn diese Lockdownphase noch länger andauert, wird die Gesamtsituation für viele unerträglich."
Aktionsplan gegen Einsamkeit
Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Marcus Weinberg, forderte einen Krisengipfel der Bundesregierung zum Thema Einsamkeit. "Es braucht eine Strategie mit einem kurzfristigen Aktionsplan zur Bekämpfung der Einsamkeit", sagte Weinberg der Zeitung.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Katja Mast, warnte, Einsamkeit sei "keine individuelle, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung". Dauerhafte Einsamkeit mache krank. "Deshalb müssen wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass niemand übersehen wird."
- Bei Suizidgefahr: Notruf 112
- Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222 oder 116-123, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111; Mo-Sa von 14 bis 20 Uhr)
- Auf den Seiten der Deutschen Depressionshilfe sind Listen mit regionalen Krisendiensten und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige, um die Situation und die Versorgung Depressiver zu verbessern. Sie bieten Depressiven ein E-Mail-Beratung als Orientierungshilfe an.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Quelle: ntv.de, jpe/AFP