Panorama

Starker Wind birgt Gefahren Tief "Ignatz" trifft uns mit voller Wucht

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Auf den Bergen sind Windspitzen bis zu 140 km/h möglich, im Flachland ist der Sturm weniger aggressiv.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Mit Tief "Ignatz" braust der erste Herbststurm des Jahres geradewegs auf Deutschland zu. Die heftigen Orkanböen könnten mancherorts schwere Schäden anrichten. Am Wochenende feiert der goldene Oktober aber womöglich ein letztes Comeback, verrät ntv-Meteorologe Björn Alexander.

ntv: Tief "Ignatz" zieht auf Deutschland zu. Wie schlimm wird der Sturm?

Björn Alexander: Alles in allem ist "Ignatz" ein ganz normales Sturmtief, wie es im Herbst und Winter gefühlt um die zehn Mal über die Nordsee hinwegzieht - mit Sturmböen im Flachland und Orkanböen auf den Bergen. Allerdings trifft dieser Sturm jetzt auf zum Teil noch vollbelaubte Bäume. Damit besteht insbesondere in Wäldern und generell unter Bäumen durchaus Gefahr für Leib und Leben. Denn der Wind hat durch das Laub noch eine große Angriffsfläche. Auch können beispielsweise Infrastruktur-Schäden an Bahnlinien und an Straßen durch umfallende Bäume entstehen.

Wann erleben wir den Höhepunkt des Sturms?

Den erwarten wir von West nach Ost ausgangs der Nacht und am Donnerstag tagsüber. Doch auch schon zuvor wird der Wind insbesondere in der Nordhälfte zum Teil ruppig auffrischen. Hier zieht nämlich die Kaltfront von Tief "Ignatz" durch, während der stürmische Föhn dem Süden nochmals Spätsommergefühl bei bis zu 23 Grad beschert.

Und dann kommt der eigentliche Sturm?

Hinter der Kaltfront lassen die Wettercomputer in der strammen Strömung ein kleines, aber intensives Randtief entstehen. Das wird uns von den Britischen Inseln über den Ärmelkanal sowie Benelux und Frankreich erreichen. Dementsprechend trifft das Hauptsturmfeld diesmal auch nicht unbedingt den Norden und den Nordwesten, sondern vor allem den Westen und den Südwesten, bevor es über die Mitte in den Osten weiterzieht.

Lässt sich ein Sturm-Fahrplan aufstellen?

In der zweiten Nachthälfte legt der Wind im Westen und Südwesten stark bis stürmisch zu. Tagsüber wird es am Donnerstag verbreitet stürmisch, wobei sich das Sturmfeld im Tagesverlauf vom Südwesten über die Landesmitte in den Osten verlagert. So ist es nachmittags beispielsweise in Sachsen und Berlin/Brandenburg am stürmischsten.

Welche Böen erwarten uns dabei?

Am heftigsten stürmt es auf den Bergen mit Windspitzen von 100 bis 120 km/h. Im Oberharz auf dem Brocken sind auch Orkanböen bis 140 km/h möglich. Im Flachland wird der Sturm weniger intensiv. Dennoch reicht es auch hier für Spitzenböen von 60 bis 100 km/h. Das entspricht im Maximum also schweren Sturmböen von Windstärke 10.

Wie sieht es denn mit der Sturmflut-Gefahr an der Nordsee aus?

Der langanhaltende und stürmische Wind in Kombination mit dem Vollmond werden für einige intensivere Flutereignisse sorgen. Und zum Teil können auch die Sturmflut-Marken knapp erreicht werden. So zeigt der Pegelverlauf zum Beispiel in Hamburg St. Pauli am Donnerstag beim Abendhochwasser knapp 8,75 Meter. Aber auf eine größere Sturmflut müssen sich die Menschen im Norden glücklicherweise nicht einstellen.

Nach dem Sturm kommt das Wochenende. Mit welchen Aussichten?

Alles in allem wird es tatsächlich deutlich ruhiger, und die Chancen auf den Oktober der goldenen Art steigen deutlich an. Zumindest abseits vom Nebel oder Hochnebel, der sich - der Jahreszeit gemäß - nun auch immer zäher halten kann. Und dieses ruhige Herbstwetter sollten wir genießen.

Warum?

Weil es die letzten Gehversuche des goldenen Oktobers sein könnten. Es sind zwar noch einige Unsicherheiten bei den Prognosen für die letzten Oktobertage im Rennen. Unterm Strich sehen die Vorhersagen aber einen Trend zu wechselhaftem oder wolkigem Wetter, das zeit- und gebietsweise mit Regen einhergehen wird.

Wie ist denn der genaue Wettertrend zum Wochenende?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: ntv)

Am Freitag erlebt die Nordhälfte nochmal windiges und wolkenreiches Schauerwetter mit teils stürmischen Böen bis ins Flachland, während es im Süden ruhiger und teilweise sonnig durch den Tag geht.

Bleibt es denn auch so schön warm?

Eher nicht. Hinter dem Sturmtief erreicht uns nämlich am Freitag ein Schwall Polarluft. Damit liegen die Höchstwerte im Erzgebirge bei 7 Grad und bis zu 14 Grad am Oberrhein.

Und am Samstag?

Wird der Wind schwächer und gleichzeitig steigt der Luftdruck an. Das bedeutet vor allem für den Süden und den Nordosten auch ansteigende Sonnenanteile, während es im Rest des Landes auch länger wolkig oder neblig-trüb sein kann. Gelegentlich fällt noch etwas Regen oder Nieselregen. Die Temperaturen zeigen sich wenig verändert bei 7 bis 13 Grad.

Erwartet uns nachts wieder Frost?

Insbesondere unter den Aufklarungen im Süden wird es häufiger frostig. Überall, wo Wolkenreste und Nebel dominieren, bleibt es tendenziell frostfrei.

Was bringt uns der Sonntag?

Ruhiges und trockenes Hochdruckwetter. Damit ist es zu Beginn noch öfter trüb. Später steigen dann aber die Optionen auf mehr Sonne, da der Nebel sich insgesamt häufiger lichten dürfte. Dabei erreichen die Temperaturen mildere 10 bis 15 Grad. Einzig im hartnäckigen Nebel ist es noch frischer.

Was sagen die Wetterberechnungen für die kommende Woche?

Am Montag erneut teils freundliches und mildes Herbstwetter mit 10 bis 18 Grad. Anschließend gehen die Prognosen alles in allem weiter auseinander. Unterm Strich dominieren aber die durchwachsenen bis wolkigen Ansätze bei Temperaturen zwischen 10 und 16 Grad.

Quelle: ntv.de

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